Der Bundesheer-Fliegerhorst in Aigen im Ennstal hat eine bewegte Geschichte: Zwei Veteranen erinnern sich an Film-Explosionen, Tragödien und Pionierleistungen.
Einige der besten Hubschrauberpiloten Österreichs verrichten am Fliegerhorst Aigen ihren Dienst, darunter Kasernenkommandant Udo Koller. Theoretisch hat er mit seinen 4500 Flugstunden 16-mal die Erde umrundet.
Nun hat er zwei Veteranen zu Gast, darunter Werner Wippel, Jahrgang 1934. Er diente fast 40 Jahre lang am Fliegerhorst und war einer jener Bediensteten, die den Wetterdienst aufbauten, als hier die ersten Hubschrauber stationiert wurden. „Wir hatten in den 60er-Jahren natürlich keine Computer, Wetterkarten mussten von uns noch handgezeichnet werden.“
Agenten sterben einsam
Gemeinsam mit Koller schlendert er durch den Hangar zu einer verstaubten Filmrequisite, einer Holztafel mit militärischen Insignien. Sie stammt aus dem Jahr 1968, als Hollywood den beschaulichen Flugplatz in eine Filmkulisse verwandelte.
Für den Kriegsfilm „Agenten sterben einsam“ mit Richard Burton, damals einer der größten Leinwand-Stars, und Clint Eastwood, dem kurz zuvor der Durchbruch gelungen war, wurden die finalen Szenen gedreht. Feuergefechte mit Maschinenpistolen zwischen Männern in Wehrmachtsuniformen und britischen Agenten, brennende Flugzeuge und explodierende Militärfahrzeuge beherrschten für 14 Tage das Geschehen.
Wippel war abkommandiert, um die 100 Komparsen zu organisieren, was fast einem Drittel der Belegschaft entsprach. „Die Komparsen bekamen 100 Schilling am Tag, was angesichts eines Soldaten-Solds von 1200 Schilling pro Monat sehr viel Geld war“, erzählt der rüstige 88-Jährige. „Es herrschte ein Riesenandrang an Schaulustigen, die Leute waren begeistert.“
Pionierleistungen für spätere Einsätze
Aber das ist nur eine Erinnerung von vielen. „Das Besondere an Aigen war immer die Kameradschaft und die fast schon familiäre Atmosphäre. Aber man vergisst natürlich auch nie die verunglückten Kameraden, die bei Abstürzen ums Leben gekommen sind.“
Der zweite Gast ist Johann Neulinger. 1971 startete er seine Karriere als Bordtechniker und Notfallsanitäter. „Die Einsätze, die heute die Christophorus-Einheiten fliegen, wurden von 1986 bis 2001 von unseren Hubschraubern ausgeführt, die Notärzte waren am Fliegerhorst stationiert.“
Die Einsätze, die heute die Christophorus-Einheiten fliegen, wurden von 1986 bis 2001 von unseren Hubschraubern ausgeführt, die Notärzte waren am Fliegerhorst stationiert.
Johann Neulinger
Erinnerungen an Formel-1-Tragödie
Neulinger erlebte eine der großen Motorsport-Tragödien hautnah mit: Er war als Sanitäter an Bord jener Rettungsmaschine, die den Formel-1-Piloten Mark Donohue nach einem Unfall in der Aufwärmrunde zum Grand-Prix am Österreichring 1975 nach Graz flog, wo der Amerikaner zwei Tage später starb. Noch wenige Minuten vor dem Rennen hatte Neulinger den Rennfahrer fotografiert. „Möglicherweise habe ich das letzte Foto von ihm gemacht.“
Auch positive Erinnerungen blieben. „Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, als wir nach einem Rodelunfall ein schwer verletztes Kind nach Graz geflogen haben. Sein Zustand war sehr kritisch.“ Einige Wochen später führte Neulinger ein Einsatz wieder nach Graz, wo er sich nach dem Buben erkundigte. „Eine Krankenschwester zeigte mir, wie er spazieren ging. Ich muss heute noch Tränen zerdrücken, wenn ich daran denke.“
Aigen als Wiege der Rettungsfliegerei
Die Geschichte des Fliegerhorsts reicht übrigens bis 1937 zurück. Damals erfolgte die Eröffnung als Flughafen Wörschach mit der Stationierung eines Bombergeschwaders. Die schweren, damals schon elektrischen Tore der Hangar-Anlagen blieben bis 2002 in Verwendung. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges dauerte es 15 Jahre, bis der Fliegerhorst wieder seine Kernaufgabe erfüllen konnte. Anfang der 60er-Jahre wurden die ersten, noch mit Kolbenmotoren betriebenen Bell-H13-Militärhubschrauber ins Ennstal verlegt.
Mitte der 60er-Jahre begann die Ablöse durch die französische Alouette 2, ab 1975 folgte die Alouette 3. Mit 850 PS hatte sie die doppelte Leistung ihrer Vorgängerin. „Man kann Aigen als Wiege der österreichischen Rettungsfliegerei bezeichnen“, sagt Koller. Nun wird mit dem Leonardo-Helikopter ein neues Kapitel aufgeschlagen.
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