Eine frühere Vorzeige-Wohnanlage am Mitterweg in Innsbruck entpuppt sich zunehmend als teure Kostenfalle. Seit dem Jahr 2000 sind Mieten und Betriebskosten um 400 Prozent gestiegen, schlagen die Bewohner nun Alarm: „Die Stadtwohnungen werden unleistbar!“ Sie können und wollen die Preissteigerungen nicht mehr mitmachen.
Die jüngste Mieterhöhung hat jetzt das Fass zum Überlaufen gebracht. „Kleinwohnungen kosten jetzt 600 Euro warm, 3-Zimmer-Einheiten 1300 und vier Zimmer gar 1500 Euro warm. Wir reden hier wohlgemerkt von Stadtwohnungen und nicht vom freien Wohnungsmarkt“, klagen die Mieter bei einer Versammlung mit der „Tiroler Krone“ ihr Leid. „Seit dem Jahr 2000 sind die Mieten um 400 Prozent gestiegen!“
Drohen nun Delogierungen?
Dabei war die Anlage am Mitterweg einmal richtig günstig: Gestartet ist man bei 50 Schilling (3,60 €) pro Quadratmeter. Die Anlage war damit der Vorläufer des späteren 5-Euro-Wohnens. Einige der Mieter sagen nun, sie stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand. Sie wollen und können die neuerlichen Preissprünge nicht mehr mitmachen und zahlen nur die verringerten Sätze.
Seit zehn Jahren hören wir von Politikern, dass sie sich darum kümmern. Passiert ist nichts.
Mieter-Sprecher Bruno Pfeil
Damit fallen sie ins Vorwarnsystem für Delogierungen. Stadt und Land sind gefordert, Lösungen zu finden. „Seit zehn Jahren hören wir von Politikern, dass sie sich darum kümmern. Passiert ist nichts“, fasst Mieter-Sprecher Bruno Pfeil die Entwicklung bisher zusammen. Er hat sich neuerlich an Neue Heimat, Bürgermeister Georg Willi und auch an das Bundeskanzleramt gewandt und die problematische Situation geschildert.
Ständige Reparaturen als Kostentreiber
Das spezielle Problem dieser Wohnanlage besteht darin, dass offenbar Konstruktionsfehler und Bauschäden bestehen, die mit teurem Geld saniert werden mussten. „In Summe kamen in 22 Jahren 1,7 Millionen Euro an Reparaturen zusammen“, hat Pfeil errechnet. Diese werden anteilig auf die Mieter aufgeteilt.
Alle zahlen für Schäden: Kritik an „Sippenhaftung“
Genauso wie die Schäden durch Mietnomaden, von denen die Anlage offenbar überdurchschnittlich betroffen ist: „Jede Generalsanierung bleibt an uns hängen. Das ist ja Sippenhaftung! Wir müssen für Schäden bezahlen, die andere verursacht haben. Das ärgert uns massiv“, betonen die betroffenen Mieter.
„Wie soll ich mir das leisten können?“
Das Ende der Fahnenstange ist aber noch nicht erreicht. Denn jetzt kommen noch die teuren Energiepreise dazu. Mitte Dezember langte das Schreiben der Neuen Heimat ein, in dem Erhöhungen angekündigt werden. „Die massiven Steigerungen beim Gas führen dazu, dass die Akontierung der Energiekosten für das erste Halbjahr 2023 um den Faktor 3,78 erhöht werden mussten“, heißt es im Schreiben.
Von 1100 Pension soll ich 770 Euro nur für die Miete bezahlen, wovon soll ich denn künftig leben?
Ein Mieter
Für viele ist das ein Grund zum Verzweifeln. „Von 1100 Pension soll ich 770 Euro nur für die Miete bezahlen, wovon soll ich denn künftig leben?“, macht sich rund die Hälfte der 60 Mieter große Sorgen. Wer um Heizkostenzuschuss und Wohnbeihilfe ansuchen kann, hat dies bereits getan, versichert Mietersprecher Pfeil.
Allem Frust zum Trotz: Jetzt wird rebelliert. „Wir müssen uns nicht gar alles gefallen lassen!“
Neue Heimat NHT reagierte auf Brief
Es sei der Neuen Heimat schon bewusst, dass die neue Vorschreibung „eine große finanzielle Herausforderung darstellt“, heißt es in einem Schreiben an die Mieter. Drei Gründe werden für die Kostenexplosion angeführt: Die Annuität der Wohnbauförderung habe sich von 4 auf 6% erhöht. Dies sei der letzte Sprung nach 25 Jahren Laufzeit.
Zweitens: Die Wohnanlage sei auf einem Baurechtsgrundstück errichtet worden. „Durch die hohe Inflation steigt der Baurechtszins stärker an als in den vergangenen Jahren.“ Dritter Punkt: Die Steigerungen beim Gaspreis führen dazu, dass die Akontierung der Energiekosten um fast das Vierfache angepasst werden musste.
Sind nur Überbringer der schlechten Nachricht
Die NHT sei „nur der Überbringer der schlechten Nachricht, wie teuer das Leben auch bei uns in Tirol geworden ist“. Für 93% der Kosten sei die NHT nicht verantwortlich, wird betont. FP-Chef Markus Lassenberger sieht dringenden Handlungsbedarf und fragt sich, warum die Mieter erst so spät informiert wurden. Die Probleme seien absehbar gewesen. Die Neue Heimat konterte darauf, dass die Mieter bereits im Herbst 2022 über die bevorstehenden Änderungen informiert wurden.
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