Strafe nicht bezahlen!

Kinderpornografie: Fake-Mails im Namen der Justiz

Österreich
09.01.2023 06:00

Hunderttausende Österreicher erhalten derzeit vermeintlich Mails vom Gericht: Sie werden als Beschuldigte in Sachen Kinderpornografie hingestellt - und zu Zahlungen aufgefordert.

Auch direkt bei der betroffenen, instrumentalisierten Gerichtsstelle gingen jüngst zahlreiche Anfragen ein - woraufhin die Behörde umgehend per Aussendung verkündete: „Es wird darauf hingewiesen, dass der Inhalt dieser Schreiben keinen realen Bezug zu Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts aufweist und keine Rechtswirkung entfaltet.“

Was vereinfacht bedeuten soll: Das angeblich vom Bundesverwaltungsgericht verschickte Mail ist gefälscht - den Zahlungsaufforderungen keinesfalls Folge leisten! Die Behörde habe den Sachverhalt bereits an die Sicherheitsbehörden weitergeleitet.

(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)

Es wird mit Haft gedroht
Im Namen eines tatsächlich existierenden Richters samt gefälschter Unterschrift wird man in dem Mail darüber informiert, dass man aufgrund von Kinderpornografie am eigenen PC im Visier von Interpol stünde. Mit einer schriftlichen Stellungnahme und der Überweisung einer Geldstrafe von 2945 Euro könne man die Sache aber bereinigen. Sonst drohe ein Haftbefehl ...

Laut dem Chef-Ermittler des Bundeskriminalamts, Reinhard Nosofsky, führen die Spuren nach Frankreich, wie er im Gespräch mit der „Krone“ erklärt:

„Krone“: Herr Nosofsky, wie viele Opfer fallen auf derartige Erpresser-Betrugsmails herein und überweisen?
Reinhard Nosofsky: Die Dunkelziffer ist bei derartigen Deliktsformen sehr hoch - und die Frage somit kaum zu beantworten. Vielen Opfern ist es zu peinlich, bei derartigen Anschuldigungen Behörden zu alarmieren. Aufgrund vermehrt auftretender Fälle haben wir im Bundeskriminalamt bereits 2020 eine eigene Ermittlungsabteilung eingerichtet.

Reinhard Nosofsky vom Bundeskriminalamt (Bild: zVg)
Reinhard Nosofsky vom Bundeskriminalamt

Wer steckt hinter diesen Erpresser-Mails?
Erfahrungsgemäß führen die Spuren nach Frankreich, zu Banden mit afrikanischen Wurzeln. Aber egal, wie „professionell“ das Mail wirkt - meist genügt ein Blick auf die Absender-Adresse, um den Betrug zu enttarnen. Der Text ist auch meistens schlecht übersetzt.

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