Genau 4725 von insgesamt 7930 Kilometer der Rallye Dakar durch die saudische Wüste hat Matthias Walkner hinter sich, die meisten davon mit Knochenabsplitterungen im Handgelenk nach einem Sturz am zweiten Tag. Die Verletzung konnte er am ersten Ruhetag an diesem Montag endlich ordentlich behandeln lassen. Vom zweiten Sieg nach 2018 ist der KTM-Pilot mit 22:35 Minuten Rückstand weit weg - aber was treibt ihn dann noch an? Das verrät er der „Krone“ im Interview ...
„Krone“: Matthias, gehst du am freien Tag in Riad noch einmal zum Arzt wegen deines Handgelenks?
Matthias Walkner: „Nein, ich war zwei Stunden bei der Physiotherapie. Nach dem Sturz hab ich das Handgelenk röntgen lassen. Da war die Absplitterung eh deutlich zu sehen. Schwer zu sagen, ob noch etwas gebrochen ist. Mir war es nur wichtig, dass es nicht etwas Gröberes ist. Natürlich tut die Verletzung verdammt weh, aber ich hab mich entschieden weiterzumachen. Ich bin positiv gestimmt, will gar nicht jammern. Vom Ergebnis hätte ich es mir natürlich anders vorgestellt. Aber es könnte mir auch gehen wie Sam Sunderland, wo ich auf der ersten Etappe gleich nach seinem Sturz dazugekommen bin, als er regungslos dagelegen ist. Da war von Anfang an ein bissl der Hund drinnen.“
Du bist trotz der Verletzung Gesamt-Zehnter mit 22:35 Minuten Rückstand auf Gesamtleader Skyler Howes - was ist noch drinnen?
„Überlegen gewinnen werde ich das Rennen nicht mehr, da sind wir uns einig. Aber ich versuche mein Bestes zu geben. Viele Dakars haben gezeigt, dass noch einiges möglich ist. Jetzt kommen sehr anspruchsvolle Etappen mit vielen Kilometer durch die Dünen. Aus eigener Kraft wird es schwierig weiter nach vorne zu kommen, weil die Top-8 so eng beisammen sind und jeder von denen weiß, dass er gewinnen kann. Andererseits: Wenn die Burschen extrem viel riskieren...“
Apropos Risiko? Musst du jetzt viel mit Wahnsinn wettmachen?
„Ich bin sicher kein Wahnsinniger! Aber unsere Sportart braucht sicher gewisse Risikobereitschaft. Das macht es auch aus, auch wenn sich keiner weh tun möchte. Aber es werden alle Fähigkeiten, alle Sinne geschärft. Du bist in einer Art Tunnel, wo dann alles extrem gut funktioniert.“
Die Organisation der Rallye Dakar hat nicht immer so gut funktioniert. Auf der sechsten Etappe seid ihr wegen eines Fehlers im Roadbook weite Umwege gefahren und erst nach über 13 Stunden angekommen...
„Das war schon zach, weil ich um 2.50 Uhr aufgestanden, um 4.10 Uhr weggefahren und erst um 17 Uhr im Biwak angekommen bin. Es hatte nur 6 Grad und regnete, da erfrierst du fast am Motorrad. Und dann liefern sich die Saudis auf den Verbindungsetappen noch Rennen mit dir, der Gegenverkehr kommt dir auch auf dem Pannenstreifen auf deiner Seite entgegen. Ich hab bei der Dakar in Südamerika im Verkehr schon viel erlebt, aber hier sind sie kreuz und quer gefahren, da hatte jeder von uns nur Angst. Es ist ein Abenteuer - als solches musst du es sehen, sonst drehst du durch.“
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