Eine Infektionswelle rollt aktuell über Oberösterreich und forderte bereits zwei junge Grippe-Todesopfer. Spitäler haben kaum noch freie Kapazitäten. Die Mediziner sprechen sich für einen Schutz durch eine Impfung aus.
„Die Häufung und die Schwere der Verläufe bei Kindern ist nicht üblich. Wir haben mit einer geballten Infektionswelle im Kinderbereich zu kämpfen. Zuerst war es Corona, dann der RS-Virus und jetzt Influenza“, sagt Oberärztin Ariane Biebl von der Kepler Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Linz. Besonders betroffen machen die Medizinerin allerdings zwei Todesfälle bei Kindern im Zusammenhang mit der aktuellen Grippewelle.
Todesfälle rund um Weihnachten
„Wir haben in dieser Saison bereits fünf Kinder bei uns auf der Intensivstation behandeln müssen. Sie waren zwischen zwei und sechzehn Jahren alt, aber auch Säuglinge können erkranken“, so Biebl. Rund um die Weihnachtszeit verloren leider zwei von ihnen den Überlebenskampf auf der Intensivstation. Ein Opfer wurde gerade einmal drei Jahre, das zweite war zwischen zehn und zwölf Jahre alt. Zwei Kinder konnten mittlerweile wieder auf die Normalstation verlegt werden.
Kind hängt an Herz-Lungen-Maschine
Ein weiterer junger Patient erlitt eine Herzmuskelentzündung, hängt aktuell noch an einer Herz-Lungen-Maschine. Die behandelnden Ärzte zeigen sich in diesem Fall aber vorsichtig optimistisch, mögliche Langzeitfolgen für das Kind sind noch nicht absehbar. „Nachdem es in den vergangenen beiden Jahren so gut wie keinen Kontakt mit den Grippeviren gegeben hatte, haben wir mit einer Zunahme gerechnet. Heuer ist aber wirklich eine besonders starke Influenza-Saison mit vielen schweren Verläufen“, erklärt die Oberärztin.
All diese Kinder waren zuvor völlig gesund, litten also nicht an irgendwelchen Vorerkrankungen. Die beiden Todesfälle bei den Kindern machen uns auf der gesamten Station äußerst betroffen. Wir erleben heuer eine besonders starke Grippe-Saison.
Ariane Biebl, Privatdozentin Oberärztin an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde
Und auch in den anderen Spitälern in Oberösterreich hat man mit der Infektionswelle zu kämpfen. Am Ordensklinikum in Linz sind die Infektionsstationen mit RS- und Grippe-Patienten voll. Und in Wels werden aktuell zwei kleine Patienten mit dem RS-Virus behandelt, Grippeerkrankte gibt es dort aktuell keine. Dafür war man im Dezember völlig ausgelastet. Die schweren Fälle landen auf der Kinderintensiv des KUK in Linz.
Kaum die Hälfte der Impfdosen abgerufen
Da die Grippewelle heuer erwartet wurde, kaufte allein das Land OÖ rund 75.000 Impfdosen extra ein, darunter 38.240 für Kinder, die wie ein Nasenspray verabreicht werden. Die Mediziner sprechen sich für eine Impfung ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat aus. Doch nur rund 18.000 dieser Kinder-Impfungen wurden auch abgerufen, und von den 9600 Dosen für Säuglinge sind noch zwei Drittel da.
Wie sich hier zeigt, kann die echte Grippe jeden treffen. Der Impfplan 2023 des Bundesministeriums ist im Internet abrufbar und erklärt die guten Gründe, warum die kostenlose Impfung ab dem vollendeten 6. Lebensmonat allgemein empfohlen ist.
Wolfgang Högler, Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde
Dabei wurde das Impfhonorar für Kinderärzte von 10,75 auf 15 Euro erhöht, damit diese auch mehr Anreiz haben, die Maßnahme zu forcieren. Nun ebbt die Grippewelle langsam ab: In Oberösterreich waren in der Vorwoche 885 Arbeitnehmer wegen Influenza krankgeschrieben, zwei Wochen zuvor waren es noch fast doppelt so viele. „Dennoch sollten gerade zum Schutz von Kindern und älteren, beziehungsweise vorerkrankten Menschen, noch nicht Geimpfte die Grippeimpfung in Anspruch nehmen“, appelliert Gesundheitsreferentin und LH-Vize Christine Haberlander.
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