Auch Tochter angeklagt

Wienerin zweigte drei Millionen für Luxusleben ab

Gericht
10.01.2023 14:33

Eine als Buchhalterin in der Luxusmarkenbranche in der Wiener Innenstadt tätige Frau überwies zwischen 2011 und 2022 mehr als drei Millionen Euro vom Firmenkonto auf ihr Privatkonto. Mit ihrer Tochter gönnte sich die 53-jährige Alleinerzieherin ein Luxusleben. Doch wusste die 22-Jährige, die wegen Geldwäsche mit auf der Anklagebank saß, von den höchst kriminellen Machenschaften ihrer Mama?

Ein seltenes Bild auf der Anklagebank in Saal 211 im Wiener Landesgericht. Eine perfekt gekleidete Mutter mit langen, schwarzen Haaren, daneben ihre nicht minder elegante blonde Tochter.

Mama schenkte Tochter vor Auslandsstudium ein Haus mit Pool
Markenuhren, Nobeltaschen, Luxusurlaube - es war ein Leben in Saus und Braus, das die 53-jährige Österreicherin und ihr Kind seit der Trennung vom Vater genossen: „Ich habe das nicht hinterfragt, für mich war das normal“, sagt die heute 22-Jährige, die auf Instagram munter Bilder von ihren noblen Reisen rund um die Welt und diversen Luxusgütern postete. Von der Staatsanwaltschaft wurde sie der Geldwäsche beschuldigt. Weil sie unter anderem vor ihrem Studienaufenthalt im Ausland die Schenkung eines Hauses in Wien-Umgebung von der Mama angenommen hat.

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Wenn Sie mich vor einem Jahr gefragt hätten, was sie verdient, hätte ich zwischen 5000 bis 10.000 Euro im Monat geantwortet.

Die Tochter (22) über den Buchhalterjob ihre Mutter.

3,2 Millionen flossen aufs Privatkonto
Die junge Frau wusste, dass ihre Mutter als Buchhalterin in der Luxusmarkenbranche tätig war, dürfte aber naiv gewesen sein: „Wenn Sie mich vor einem Jahr gefragt hätten, was sie verdient, hätte ich zwischen 5000 bis 10.000 Euro im Monat geantwortet“, antwortet die Tochter auf die Frage eines Schöffen. Von den kriminellen Machenschaften ihrer Mama will sie nichts mitbekommen haben. 

Doch die haben es in sich! Vom Firmenkonto ihres Arbeitgebers in der Wiener Innenstadt überwies sich die Bürokauffrau seit dem Jahr 2011 mehr als 3,2 Millionen Euro (!) auf ihr Privatkonto.

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Es war wie ein Rausch. Als sie bemerkt hat, dass es funktioniert, konnte sie nicht damit aufhören.

Anwalt Sinan Dikme (Rast und Musliu) verteidigte das Duo.

Firma bemerkte über zehn Jahre lang nicht, dass Geld abgezweigt wird
„Die kriminelle Energie war hoch, die Organisation aber plump“, führte Verteidiger Sinan Dikme von der Kanzlei Rast und Musliu aus, „es ist sehr verwunderlich, dass dies so lange nicht aufgeflogen ist. Offenbar hat in der Firma keiner gemerkt, dass da zu wenig Geld da ist.“ Wie und warum sie damit begonnen hat, Geld abzuzweigen, kann die Täterin nicht mehr sagen. „Es war wie ein Rausch. Als sie bemerkt hat, dass es funktioniert, konnte sie nicht damit aufhören“, so der Anwalt.

Ermittler beschlagnahmten 72 Markentaschen
Von den Millionen aus dem Selbstbedienungsladen ist kaum noch etwas übrig, da die Frau auch dem Glücksspiel nicht abgeneigt war. Im Haus mit Pool, das laut Angaben der Angeklagten aus legalen Mitteln erworben wurde, stellten die Ermittler aber 72 Markentaschen von Fendi und Co., 150 Stück Ringe und Schmuck, 58 Markenuhren sowie 12.000 Euro in einem Küchenkasterl sicher. Auch ein BMW X5 stand vor der Türe.

Haft und Freispruch
Die geständige und reumütige Mutter wurde vom Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Daniel Schmitzberger wegen Untreue und Veruntreuung zu vier Jahren Haft verurteilt - nicht rechtskräftig. Für die Tochter gab es einen rechtskräftigen Freispruch im Zweifel. Sie brach vor Erleichterung in Tränen aus und drückte ihren Verteidiger.

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