Während Umweltaktivisten am Dienstag den Wiener Praterstern blockiert haben, zeigt eine Umfrage, was die Bevölkerung von solchen Aktionen hält. Dass etwas gegen den Klimakollaps getan werden muss, ist durchaus angekommen. Doch die große Mehrheit setzt auf andere Lösungen, als täglich Stau zu produzieren.
Am Tag 2 ihrer Aktionswoche haben Umweltaktivisten am Dienstagfrüh die Zufahrten zum Praterstern besetzt. Folge: ein massiver Stau, der sich sternförmig ausbreitete. Alle beteiligten 18 Aktivisten wurden vorläufig festgenommen. Auf sie warten Geldstrafen (ob sie auch gezahlt werden, ist eine andere Frage).
Indes zeigt eine Market-Umfrage unter 1000 Österreichern ab 16 Jahren (Zeitraum: 23. bis 28. Dezember), dass die Klimakleber aufs falsche Pferd setzen und die Bevölkerung verärgern. Drei Viertel der Befragten halten sowohl Straßenblockaden (76 Prozent) als auch Farbattacken auf Kunstwerke (75 Prozent) für nicht sinnvoll. Nur jeweils 5 Prozent sehen darin eine vernünftige Idee.
„Weniger kleben und mehr anpacken“
Die Österreicher setzen im Kampf gegen den Klimawandel lieber auf den Ausbau erneuerbarer Energien (73 Prozent) und Technik und Erfindungsgeist (71 Prozent). Dass etwas getan werden muss, ist durchaus angekommen. Vier von zehn Befragten halten den Klimawandel für gefährlich.
Knapp ein Drittel ist jedoch optimistisch, dass gute Lösungen gefunden werden. Ein Fünftel setzt eher auf das Prinzip Hoffnung. Motto: „Wird nicht so schlimm werden.“
Die Mehrheit der Österreicher pfeift auf solche Aktionen. Weniger kleben und mehr anpacken würde der Umwelt auch helfen.
Elisabeth Zehetner, Geschäftsführerin oecolution
Hat Alarmismus Negativ-Effekt?
Oecolution-Chefin Elisabeth Zehetner fasst die Ergebnisse so zusammen: „Panik-Aktionen retten unsere Erde nicht. Es braucht massive Investitionen in Wissenschaft und Technologie.“ Ungeachtet dessen will sich die Letzte Generation bis Freitag weiter auf Straßen setzen. Und Staus im Morgenverkehr produzieren. Ziel: Die Politik zum Einlenken zu bewegen.
Die ganze Misere auf den Punkt gebracht hat der Soziologe und Buchautor Harald Welzer, der meinte: „Wir hören seit nunmehr 40 Jahren, es ist fünf vor zwölf.“ Dieser Alarmismus bewirke aber keine breite und massenhafte Verhaltensänderung, teilweise sogar das Gegenteil (man fliegt noch schnell auf die Malediven, weil es sie in 20 Jahren vielleicht nicht mehr gibt.)
Besser wäre laut Welzer, die Umweltbewegung würde endlich positive Zukunftsszenarien aufzeigen. Das könnte wesentlich mehr Menschen begeistern.
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