Viele der 119 Salzburger Orte haben 2022 für das neue Jahr Stromverträge unterschreiben müssen - zu teils horrenden Preisen. „Unnötig und unverständlich“, lautet die Kritik nicht nur von Mittersills Stadtoberhaupt Wolfgang Viertler. Er hätte sich wie viele Kollegen Unterstützung von Land und Bund gewünscht.
Die „Krone“ berichtete: Im Haus der Senioren in Lend steigen die Stromkosten von 10.000 Euro 2022 auf 55.000 Euro für 2023 an. Es ist eine Vervielfachung des Preises. Damit hat nicht nur die kleine Pinzgauer Gemeinde zu kämpfen. Ähnlich erging es vielen der 119 Orte im Bundesland, die Energie-Kontrakte erneuern mussten.
Dass die Strompreise im vergangenen Herbst zeitweise extrem hoch waren, ist kein Geheimnis. So hatte etwa Herbert Schober, Bürgermeister von Grödig, Ende August ein Angebot der Salzburg AG vorliegen. Er könne, wenn er unterschreibe, die Kilowattstunde Strom für 83 Cent erhalten. Das hätte allein für das Grödiger Seniorenheim Mehrkosten von 300.000 Euro (!) verursacht, die Gemeinde in finanzielle Schieflage gebracht. „Wir haben zugewartet, erst im Dezember für 29 Cent die Kilowattstunde unterschrieben“, ist Schober heute erleichtert.
Am Höchststand wurde zur Unterschrift geraten
Schober hat spekuliert - und wohl die richtige Entscheidung getroffen. Doch genau diese Tatsache, dass Ortschefs überhaupt erst in diese brenzlige Lage gekommen sind, stößt auf harsche Kritik. Ein Gemeinde-Oberhaupt erzählte der „Krone“ gestern, ihm sei im Herbst von der Salzburg AG geraten worden, „zeitnah“ zu unterschreiben. Zu einem Zeitpunkt, als die Strompreise einen Höchststand hatten.
„Wir werden regelrecht zum Spekulieren gezwungen“, ärgert sich auch Wolfgang Viertler. Mittersills Stadtboss ist völlig unklar, warum das Land für die 119 Gemeinden in Salzburg bzw. der Bund für die 2000 Gemeinden in Österreich nicht einen einheitlichen Preis mit den Energieanbietern aushandeln wollte oder konnte. Und Bürgermeister damit in diese perfide Energie-Lotterie getrieben wurden. „Nicht jeder besitzt hier Kompetenz, dennoch ist jeder Ort sich selbst überlassen worden“, sagt Mittersills scheidender Chef.
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