Einen dreisten Anruf falscher Polizisten bekam am Montag der Wiener Pensionist Gerhard B. (82). Der Senior erkannte den Betrugsversuch, wollte den echten Beamten den Betrüger ans Messer liefern. Auch heute ärgert er sich noch, dass ihn die Wiener Polizei vermeintlich nicht ernst genommen hat. Dort sieht man das naturgemäß anders.
Völlig aufgebracht meldete sich Gerhard B. am Montagabend bei der „Krone“. Ein Herr, bei dem es sich offenbar um einen Deutschen handelt, rief am Festnetztelefon des Simmeringers an. Er sei Polizeibeamter, so der Deutsche. Und er rufe an, weil der Sohn von Gerhard B., Wolfgang, einen schweren Verkehrsunfall verursacht habe. Dabei, so hieß es weiter, sei eine Schwangere verstorben. Auch die vermeintliche Freundin seines Sohnes weinte filmreif im Hintergrund.
„Ich hab mein bestes Schauspiel ausgepackt“
Da Herr B. nicht einmal einen Sohn hat, wusste der Wiener Senior sofort, dass er es mit Betrügern zu tun hatte. „Ich hab mein bestes Schauspiel ausgepackt“, erzählt der 82-Jährige der „Krone“. „Nein, nein, nein, mein Bub“, weinte er am Telefon, um den Gauner glauben zu lassen, dass er ein perfektes Opfer gefunden hat. Er versprach, all seinen Schmuck, seine Wertsachen und das Bargeld zusammenzusammeln und einem weiteren Beamten an der Haustür zu übergeben.
Die Klimakleber tragen sie täglich von der Straße weg, aber für einen alten Menschen sind sie nicht da.
Der Simmeringer Gerhard B. (82) ist von der Polizei enttäuscht.
Wiesen Polizisten Pensionisten ab?
Doch nebenbei rief er die echte Polizei an. Am Notruf sagte man ihm laut B., er solle die Tür zusperren, es sei zu gefährlich, Beamte vorbeizuschicken. Als er es an der nächsten Dienststelle versuchte, soll er auch hier abgewiesen worden sein. Er solle, so schildert es B., lieber für eine Anzeige vorbeikommen. Nun ärgert sich der Pensionist über die Untätigkeit: „Die Klimakleber tragen sie jeden Tag weg von der Straße, aber für einen alten Menschen sind sie nicht da.“
Polizei sieht keinerlei Fehlverhalten
Auf Nachfrage bei der Wiener Exekutive sieht man das naturgemäß völlig anders. Herr B. habe, so Polizeisprecherin Barbara Gass, gegenüber den Kollegen angegeben, dass er das Telefonat mit dem Betrüger bereits beendet und auch keinen Treffpunkt für eine Übergabe ausgemacht habe. Daraufhin habe man ihm Anweisungen gegeben, wie er sich zu verhalten habe, und ihn gebeten, in die Inspektion zu kommen. Gerhard B. ist dennoch weiterhin verärgert: „Wären sie gekommen, hätten sie den Betrüger verhaften können.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.