Die Luft in Wien ist laut offiziellen Berichten fast durchwegs „sehr gut“. Aber stimmt das? Die Art der Messung und die Position der Messstationen lässt Fragen aufkommen.
Auch der jüngste Bericht zur Luftqualität in Wien hat der Stadt wieder ein blendendes Zeugnis ausgestellt - sieht man von bedenklichen Feinstaubwerten durch Silvesterfeuerwerke einmal ab. Schaut man sich die Daten der einzelnen Messstationen an, scheint das nicht verwunderlich: Sie befinden sich zum Teil in den schönsten und grünsten Gegenden Wiens. Außerdem misst nicht jede Station alles. Feinstaubmessung am schwer befahrenen Hietzinger Kai zum Beispiel? - Fehlanzeige: Die Messstation schweigt sich darüber aus.
Stadt Wien: „Halten strenge gesetzliche Vorgaben ein“
Auch der VCÖ bemängelt, dass es in der Messung der Wiener Luftgüte noch reichlich „Freiräume“ gebe - was Standorte und gemessene Werte angeht ebenso wie die Häufigkeit der Messungen. Die Stadt Wien freilich betont, man halte die „vielen und strengen gesetzlichen Vorgaben“ mit einem „erfreulicherweise sehr dichten Messnetz“ genau ein. MA-22-Experte Heinz Tizek verweist darauf, dass sich etwa Feinstaub ohnehin „über die ganze Stadt verteilt“. Das stimmt nur halb: Die zulässigen Grenzwerte wurden laut dem jüngsten Jahresbericht in der Lobau an drei Tagen überschritten, bei gleich drei anderen Stationen (in Favoriten, Ottakring und Liesing) an sieben Tagen.
Dass man den offiziellen Bericht etwa mit der Lobau-Station behübschen will, weist Tizek von sich: Nur mit Messungen an den Grenzen Wiens könne man sehen, wie viel Schadstoffe von außerhalb in die Stadt geblasen werden. Wolfgang Spangl, im Umweltbundesamt für Luftgüte zuständig, sieht die Schadstoff-Grenzwerte in Wien mit Sicherheit „völlig eingehalten“. Ob die Stadt allerdings durch die Art der Messungen gute Luft später auf dem Papier in „sehr gute“ Luft verwandeln will, könne er „nicht beurteilen“.
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