Die Liste der Vorwürfe ist lang - von zweideutigen WhatsApp-Nachrichten bis zu einem schlüpfrigen Geschenk ist die Rede: Jener Lehrer, dem nach einem Elterngespräch noch am nächsten Tag die Entlassung ausgesprochen wurde, klagt nun den Schulbetreiber: die Gemeinde Himberg.
Er ist seit über 30 Jahren Musikschullehrer, davon 15 Jahre Personalvertreter. „Ein Urgestein dieser Bildungsanstalt“, wie es sein Anwalt Johannes Bügler formuliert. Auf der anderen Seite stehen sieben Eltern, die dem 60-Jährigen vorwerfen, er sei Schülerinnen und deren Müttern verbal und körperlich nahe gekommen. Konsequenz: Nach einem Elterngespräch wurde noch am nächsten Tag die Entlassung ausgesprochen.
Nun tritt der Beschuldigte zum Gegenangriff an. Er möchte die Behauptungen nicht auf sich sitzen lassen und seinen Posten zurück haben: Eine Klage im Streitwert von 177.424 Euro ist eingebracht.
Zahlreiche Vorwürfe, aber Lehrer hat sie nie erfahren
Geht es nach der Auflistung der Vorwürfe, die beim Elternabend am 22. Dezember vergangenen Jahres zu Protokoll gebracht worden sind, kann man sich auf einen langen Prozess gefasst machen. Der suspendierte Lehrer habe laut seinem Rechtsvertreter von diesen Anschuldigungen jedoch nie etwas erfahren. Im Gegenteil: Er behauptet, selbst das Opfer einer gezielten Mobbing-Kampagne zu sein, ausgehend von der Direktorin der Schule. Jetzt klagt der Beschuldigte nun sogar selbst die Gemeinde Himberg auf Fortsetzung seines Dienstverhältnisses.
„Das dürfte eine gezielte Kampagne gegen mich sein, die offenbar von der Schulleiterin ausgeht. Warum wurde in dieser langen Zeit keine einzige Anzeige getätigt, nicht einmal anonym?“
Der entlassene Musiklehrer verteidigt sich im Gespräch mit der „Krone“.
Kurzer Prozess
Dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugehen dürfte, zeige alleine, dass das Entlassungsgespräch mit der Schulleiterin gerade mal eine Viertelstunde gedauert habe, behauptet der 60-Jährige gegenüber der „Krone“. Auf jeden Fall möchte und könne er sicher alles erklären, was da angeblich behauptet werde. „Das Mobbing gegen mich läuft schon lange. Ich habe schon vor Längerem begonnen, die Vorfälle auch schriftlich festzuhalten“, sagt der suspendierte Musiklehrer.
Bürgermeister lässt Anwalt sprechen
Himbergs Bürgermeister Ernst Wendl lässt über den Anwalt der Gemeinde ausrichten, dass Handlungsbedarf gegeben gewesen sei, um „Schüler und den Ruf der Schule zu schützen“. Näheres werde in dem laufenden Verfahren geklärt werden. Der Anwalt der Gemeinde, Klaus Perl, betont jedenfalls, dass die Vorwürfe schwerwiegend seien. Bei dem betroffenen Elternabend sei auch der Bezirkshauptmann Peter Suchanek anwesend gewesen, auch er habe der Entlassung am nächsten Tage zugestimmt.
Vorwürfe im Musikschulbereich häufen sich
Die „Krone“ hatte bereits vergangenen Dezember von einem anderen Vorfall an einer Musikschule, in dem der Direktor im Schussfeld stand, berichtet. Im selben Monat ist auch eine Ombudsstelle für Beschwerden eingerichtet worden. Indes wurde bekannt, dass bei der seit Dezember aktiven Musikschul-Ombudsstelle bereits 31 Beschwerden eingegangen sind, sexuelle Motive wurde davon in zwei Fällen angeführt.
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