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Nerven liegen blank: Putin putzt Minister herunter

Ausland
12.01.2023 18:33

Während der ersten Regierungssitzung im Jahr 2023 hat Russlands Machthaber Wladimir Putin die Geduld mit seinem Handels- und Industrieminister Denis Manturow verloren und ihn minutenlang abgekanzelt. Dabei ist Manturow ein enger Vertrauter von Putin und seit mehreren Jahren Teil dessen Regierungsteams. Der Vorfall lässt laut Beobachtern tief blicken.

Es war ein üblicher Auftritt für das russische Regime: Präsident Putin tauscht sich per Videokonferenz mit seinen Ministern aus und erteilt ihnen Anweisungen. Die langen Sitzungen werden im staatlichen Fernsehen übertragen. Für die lange in Moskau tätige Journalistin Emma Burrows ist die Botschaft, die der Kreml damit senden will, klar: Putin hat alles unter Kontrolle.

„Das dauert viel zu lange“
Bei der Sitzung am Mittwoch schien das aber nicht so. Manturow 
berichtete über die Produktion von Flugzeugen, Helikoptern und Schiffen - dabei unterbrach ihn der russische Machthaber und beschwerte sich darüber, dass einige Unternehmen für 2023 noch keine Staatsaufträge bekommen hätten. „Das dauert alles viel zu lange“, ärgerte er sich und warf seinem Minister bürokratische Verzögerungen bei der Bestellung ziviler und militärischer Flugzeuge vor (siehe Tweet unten). 

Dabei müsste Putin wissen, wo die Hürden liegen: Russland ist wegen seiner Invasion in der Ukraine mit Sanktionen belegt worden, weswegen es aktuell keinen Zugang zu westlicher Technologie hat - auch nicht für Flugzeuge. Die Umstellung der russischen Luftfahrtindustrie auf eine inländische Produktion ohne diese Technologie ist eine Herausforderung, die Zeit braucht. 

„Warum stellen Sie sich dumm?“
Das versuchte Minister Manturow dem Präsidenten klarzumachen, den schienen die Fakten aber nicht zu kümmern. „Warum stellen Sie sich dumm?“, blaffte ihn ein sichtlich ungeduldiger Putin an. „Wann wird es Verträge geben?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. 

Putin kanzelte seinen Vertrauten per Video-Call ab. (Bild: AP)
Putin kanzelte seinen Vertrauten per Video-Call ab.

Daraufhin versicherte der Handelsminister, dass man „in nächster Zukunft“ alles tun werde, um die Verträge zur Produktion von Flugzeugen zu bekommen. Auch damit war Putin nicht zufrieden: „Das muss innerhalb eines Monats erledigt sein, verstanden?“, herrschte er Manturow an. Dessen kleinlaute Antwort: „Ja.“ 

Feuert Putin seinen Liebling?
Manturow habe bisher zu Putins Lieblingen gehört, jetzt habe der Kremlchef die Geduld verloren, kommentierte der Russland-Experte Anders Aslund auf Twitter den Austausch. „Falls Putin ihn danach nicht feuert, wirkt das sehr schwach“, schrieb er. Der Streit zeigt Aslunds Ansicht nach auch, dass Putin regelmäßig der Gehorsam verweigert wird.

Was man bei vielen Menschen nicht sieht: die oberen Augenlider. (Bild: APA/AFP/SPUTNIK/Mikhail KLIMENTYEV)
Was man bei vielen Menschen nicht sieht: die oberen Augenlider.

Putin scheute sich auch in der Vergangenheit nicht, Spitzenpolitiker öffentlich zurechtzuweisen. So erging es etwa kurz vor Kriegsbeginn im Februar 2022 dem Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes, Sergej Naryschkin, als er zögerlich vorschlug, den westlichen Ländern noch eine Chance zu geben. Für Journalistin Burrows schaffen solche Auftritte eine „Kultur der Angst“ in Russland, wie sie auf Twitter schrieb. Um einer Rüge Putins zu entgehen, würden Probleme lieber vertuscht und Schuld von sich geschoben.

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