15 Monate beträgt aktuell die Wartezeit an der Zahnklinik Innsbruck bei Operationen unter Narkose. Für den Tiroler Zahnärztekammer-Präsidenten ist die Situation „nicht zufriedenstellend“. Ab Februar werden dort nun auch noch die Nachtdienste eingestellt. Vonseiten der zuständigen Gesundheitslandesrätin heißt es: „Wir arbeiten an einer Lösung.“
Die lange Warteliste an der Zahnklinik Innsbruck und das mangelnde Angebot bezüglich der zahnärztlichen Versorgung im Land - die „Krone“ berichtete - sorgen für Diskussionsstoff. Ein weiteres Kapitel kommt nun dazu: Die Nachtdienste unter der Woche werden an der Zahnklinik eingestellt - mit 1. Februar 2023. Das bestätigt Clemens Rissbacher, kaufmännischer Direktor des Allgemeinen öffentlichen Landeskrankenhauses Innsbruck.
Für die zahnärztliche Versorgung ist die ÖGK und die Zahnärztekammer zuständig.
Clemens Rissbacher, kaufmännischer Direktor des Allgemeinen öffentlichen Landeskrankenhauses Innsbruck
„Die Patienten-Anfragen liegen pro Nacht im einstelligen Bereich. Jedoch wurde die Zahl der Zahnarzt-Studenten erhöht, was positiv ist. Nur führt es dazu, dass nun untertags mehr Ärzte in die Lehre eingebunden und die Ressourcen in der Nacht nicht mehr vollumfänglich vorhanden sind. Denn es sind die Medizinische Universität und wir, die in diesem System nur für die Lehre zuständig sind. Für die zahnärztliche Versorgung ist die ÖGK und die Zahnärztekammer zuständig.“
Um die 500.000 Euro seien laut dem kaufmännischen Direktor für die Aufrechterhaltung der Nachtdienste nötig. „Doch diese werden nicht bezahlt. Die ÖGK und die Zahnärztekammer müssen hier Lösungen finden.“
„Ab Februar haben wir untertags zwei Zahnärzte“
Aber ganz ziehe man sich nicht zurück, betont Rissbacher: „Nächtliche medizinische Notfälle werden auch weiterhin behandelt – auf der Ambulanz für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Zudem verdoppeln wir an der Zahn-Ambulanz untertags die Kapazitäten. Derzeit haben wir einen Zahnarzt pro Tag im Einsatz, ab 1. Februar zwei.“
Und man stelle an den Wochenenden die Versorgung an der Zahn-Ambulanz auch weiterhin sicher – von Samstag, 8 Uhr, bis Montag, 8 Uhr, habe man durchgehend geöffnet.
„Wohl coronabedingtes Umsetzungsproblem“
Arno Melitopulos, Bereichsleiter der ÖGK, erklärt: „2015 wurde ein Paket geschnürt, um die zahnmedizinische Versorgung zu gewährleisten. Um das zu bekräftigen, wurde im Mai 2022 mit dem Verein RollOn, der Lebenshilfe Tirol, der Zahnärztekammer Tirol und der ÖGK ein Positionspapier unterzeichnet.“
Folgendes wird darin vom Land gefordert: Ausbau der bedarfsgerechten Versorgung sowie ein niederschwelliger Zugang für Patienten mit besonderen Bedürfnissen, die Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung in Wohnortnähe sowie die Reduktion der Wartezeiten für Narkosesanierungen. „Wir konnten seither weitere niedergelassene Zahnärzte an Land ziehen. Jedoch mangelt es an der Bereitstellung der nötigen OP-Kapazitäten in der eigentlich vereinbarten Form an den Krankenhäusern und Tirol Kliniken – wohl ein coronabedingtes Umsetzungsproblem.“
„Keine Leistungsverschlechterung“
Und zur Einstellung der Nachtdienste betont Melitopulos: „Seitens der Tirol Kliniken wurde uns versichert, dass es sich um keine Leistungsverschlechterung, sondern um eine notwendige Umstrukturierungsmaßnahme innerhalb des Klinikbetriebes handle. Der Nachtdienst werde in neuer, verbesserter Struktur fortgeführt.“
„Wir arbeiten an einer Lösung“
„Natürlich ist die aktuelle Situation für die Betroffenen mehr als unbefriedigend. Daher arbeiten wir mit allen Verantwortlichen an einer Lösung“, sagt ÖVP-LR Cornelia Hagele, „am Landeskrankenhaus Innsbruck hat man trotz extremer Belastung für die Mitarbeiter durch Covid die Zahl dieser speziellen Behandlungen auch in den vergangenen Jahren auf konstant hohem Niveau durchgeführt.“ Leider habe man die Anzahl der Behandlungen in anderen Krankenhäusern Corona-bedingt reduzieren müssen, was zu längeren Wartezeiten geführt habe.
„Die Sicherstellung der Zahnbehandlung liegt primär im Aufgabengebiet der ÖGK in Zusammenarbeit mit der Zahnärztekammer. Die Krankenhäuser unterstützen seit vielen Jahren die Behandlung, indem sie Infrastruktur zur Verfügung stellen. Neben anderen Maßnahmen könnte dieses Angebot auch in den öffentlichen Zahnambulatorien der ÖGK ausgebaut werden“, so Hagele.
Auch künftig werden an der Zahnklinik „Notfälle versorgt, auch Nicht-Notfälle bleiben nicht unversorgt“. Der zahnmedizinische Eingriff werde aber erst zu den regulären Öffnungszeiten gemacht.
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