„Großer Schaden“

Gänswein wollte Buchveröffentlichung stoppen

Ausland
13.01.2023 11:41

Erzbischof Georg Gänswein, Privatsekretär des am 31. Dezember verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI., hat offenbar versucht, die schnelle Veröffentlichung des Buchs „Nient‘altro che la verità“ (Nichts als die Wahrheit) über sein Leben an der Seite des deutschen Pontifex zu stoppen.

Dabei sei er bis an die Spitze des Buchverlags Mondadori im Besitz der Familie von Expremier Silvio Berlusconi vorgedrungen, berichtete die deutsche Wochenzeitung „Tagespost“.

Mondadori wird von Marina Berlusconi, der ältesten Tochter des Expremiers, geleitet, und ist der Mutterkonzern des italienischen Verlags Piemme, der am Donnerstag Gänsweins Buch veröffentlicht hat. Weder Berlusconis Tochter noch Co-Autor Saverio Gaeta konnten demnach die Veröffentlichung des Buches verhindern. Das Buch steckte schon zu tief in den Vertriebskanälen.

Georg Gänswein (Bild: APA/AFP/Tiziana FABI)
Georg Gänswein

Buch enthält Details zu Freundschaft zu Papst Franziskus
Piemme hatte einzelne Kapitel aus dem Buch unmittelbar nach dem Tod Benedikts an ausgewählte Journalisten mit der Bitte verteilt, schon im Voraus über die Inhalte zu berichten. Die Aufzeichnungen des Privatsekretärs enthielten einige Details über das Verhältnis zwischen Papst Franziskus und dem Emeritus. In Kommentaren wurden diese als Angriffe gegen Franziskus gedeutet.

Vergangene Woche wurde ein offener Brief mehrerer italienischer Priester veröffentlicht, die Gänswein aufforderten, das Buch zu stoppen. Angriffe auf Franziskus würden „der Einheit der Kirche großen Schaden zufügen“, argumentierte der Verfasser, Alberto Varinelli.

„Wie Papst Benedikt es bei seinem Rücktritt getan hat, prüfen auch Sie sorgfältig und wiederholt Ihr Gewissen vor Gott, und wenn sich herausstellt, dass dieser Text eine Ansammlung von Ressentiments und Angriffen ist, dann stellen Sie sofort den Druck und den Handel des Buches ein. Dies wäre eine noble Geste eines Bischofs, der auf der Seite der Wahrheit steht und nicht der Versuchung des Grolls nachgibt“, so Varinelli.

Das Buch soll auf Deutsch in den nächsten Monaten erscheinen.

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