Gerald Ruhri wird künftig geschundenen Geschöpfen seine starke Stimme verleihen. Warum? Und wie tickt der Jurist privat?
Schon mit seinem ersten großen Fall machte der Steirer Gerald Ruhri Schlagzeilen, die weit über Österreich hinausreichten. Er verteidigte den Briefbomber Franz Fuchs. Wie er sich für „so einen“ ins Zeug legen könne, überhaupt für Mörder und Schwerverbrecher - das wurde der heute 55-Jährige oft gefragt. „Weil man seine persönliche und die berufliche Einstellung trennen muss“, lautet seine Antwort. „Und weil jeder das Recht auf Verteidigung hat.“
Seit erster Jus-Prüfung gemeinsam
Wo er emotional die professionelle Distanz nicht schafft, „das sind Tierquäler. Die sind mir zutiefst zuwider.“ Allerdings: „Es gibt in diesem Bereich keine Anfragen, jeder weiß, dass ich für Tierschutz brenne.“ Zustimmung kommt dafür von „Nimi“, einst kroatischer Straßen-, jetzt geliebter Familienhund, sowie dem eher an einen Eisbären erinnernden weißen Schäfer „Voltaire“. Und natürlich von Gattin Claudia, ebenso Juristin und seit 30 Jahren an seiner Seite: „Wir haben die erste Jus-Prüfung zusammen gemacht.“ Und danach alles gemeinsam.
Das Ehepaar wirkt, als wäre es in einen Jungbrunnen gefallen. „Das macht der Sport“, schmunzeln die beiden. Walken ist ihre Passion, Berglaufen seine - die teilt er sich mit „Voltaire“. Extrem sind nicht nur sportliche Aktivitäten, sondern auch Fälle, die oft für Aufsehen sorgen. Der Steiermark gehört ihr Herz, den einzigen Auslandsurlaub verbrachten die Ruhris in der Türkei - vor Jahrzehnten bei den Flitterwochen.
Sohn Christopher steigt beruflich in die Fußstapfen der Eltern, die bald das erste Enkerl in den Händen halten dürfen. Den Namen behalten die jungen Ruhris noch für sich: „Weil die Eltern sicher andere Ideen haben und argumentativ ja richtig gut drauf sind“, lacht der Sohn.
Kein Spaß bei Tierquälereien
Bei Tierquälerei kennt Gerald Ruhri keinen Spaß: „Ich mag und werde mir nicht länger anschauen, was da in Österreich falsch läuft“, sagt er. Bitter stößt ihm etwa jener Jäger auf, der seinen Hund im Wald erstochen hatte. Die Staatsanwaltschaft Leoben stellte die Ermittlungen ein. „Eine glatte Fehlentscheidung“, urteilt der Jurist, „die so nie mehr vorkommen darf“. Und es steigt ihm die Galle hoch bei den Bildern aus Mastbetrieben, wo hilflose Küken zertreten und Hühner zermalmt wurden - ohne jeglichen Respekt vor dem Leben, einfach, weil dieses Tier keinen monetären Wert hat. „Ich werde mit aller Macht bekämpfen, dass mit Lebewesen so verfahren wird.“
Ruhri hat Forderungen: Erhöhung der Strafrahmen, psychiatrische Gutachten für psychopathische Tierquäler („auch um Morde von morgen zu verhindern, weil solche Täter mit Tierquälerei anfangen“), Verbot von Rabatt-Aktionen bei Fleisch.
Wenn er das geschafft hat, kann sich der Rechtsanwalt zurücklehnen - und seinen Traum für die Zukunft leben: in einem weststeirischen Bauernhof, mit Enkerl, Eseln aus dem Tierschutz, Alpakas, Katzen und Hunden. Dann nimmt Gerald Ruhri die Mistgabel statt das Strafgesetzbuch in die Hand. Er freut sich schon sehr darauf.
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