Fünf Ärztinnen und Ärzte sind laut ukrainischen Behördenangaben in der umkämpften Stadt Bachmut geblieben. Sie kümmern sich um insgesamt 8000 Menschen. Eine der Ärztinnen ist die 40-jährige Elena Moltschanowa, die sagt, die Menschen nicht im Stich lassen zu können, obwohl sie nicht verstehe, warum einige von ihnen noch nicht geflohen seien.
„Als ich mich an der medizinischen Hochschule eingeschrieben habe, habe ich den Hippokratischen Eid abgelegt, und ich kann diese Menschen nicht im Stich lassen. Sie kommen hierher, um medizinische Versorgung zu bekommen, und wir tun, was wir können“, sagt sie im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Die Gänge der Praxis sind mittlerweile nicht mehr beleuchtet, ein kleiner Holzofen sorgt für etwas Wärme. Dennoch trägt die Ärztin Mütze und Daunenjacken. Hinter ihrem Schreibtisch ist durch das große Fenster Schnee zu sehen.
Zu wenig Medikamente
„Es gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, sagt Moltschanowa. Es gebe nicht genügend Insulinspritzen und Injektionsnadeln, der Vorrat an Herzmedikamente sei „sehr schnell“ aufgebraucht gewesen. „Es gibt genug Paracetamol, aber das heilt den Patienten nicht“, erzählt die Ärztin. Viele der in Bachmut und Soledar ausharrenden Menschen sind alt oder haben Behinderungen. Medikamente und Ausrüstung für Krankheiten wie Diabetes und psychische Erkrankungen sind höchstens sporadisch verfügbar. Es hänge davon ab, was vom Gesundheitsministerium und von Hilfsorganisationen komme oder was aus zerbombten Gebäuden geholt werden könne. Neulich hätten Streitkräfte zwei Rollstühle gebracht.
Aufwärmen im Keller
Die einst 70.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Stadt in der Region Donezk hat mittlerweile nur mehr etwa 8000. Viele von ihnen würden gar nicht für eine ärztliche Behandlung in die Praxis kommen, sondern sich nur kurz aufwärmen wollen. Moltschanowa bietet gemeinsam mit ihrem Mann und zwei weiteren Ärzten ein Kellergeschoß neben dem Gesundheitszentrum an, um der Kälte ein Stück weit entfliehen zu können. Zudem können die Menschen dank eines Generators dort ihre Telefone aufladen und eine Internetverbindung nutzen. Mehrmals täglich füllt die Ärztin auch Totenscheine aus.
„Solange sie hier sind, werde ich hier sein“, versichert die Ärztin, obwohl sie es nicht verstehen könne, warum einige Menschen noch nicht geflohen seien, vor allem Familien mit Kindern. Bachmut in der Region Donezk steht seit Monaten im Zentrum der Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Streitkräften. Immer wieder schlagen unter anderem Granaten ein.
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