Die Schankanlagen in Oberösterreichs Gasthäusern sind top in Schuss, aber billige Flaschen werden immer mehr zur Konkurrenz zum offenen Bier - der Preis für die Halbe kratzt an der 5-Euro-Marke.
Fassbier gegen Flaschenbier! Die Gastronomen suchen in Oberösterreich nach Alternativen, weil die Brauunion das Bier für die Wirte um rund 9,5 Prozent teurer macht. Damit kratzt der Preis für die offene Halbe beim Wirt an der Fünf-Euro-Marke, nachdem 2020 die Vier-Euro-Marke überschritten worden war.
Wir wollen weiterhin auch Top-Fassbierqualität ausschenken, aber zu fairen Einkaufspreisen gegenüber dem Handel. Zur Kulinarikstrategie in Oberösterreich gehört auch das frisch gezapfte Bier.
Karl Wögerer, Gastronom und KultiWirte-Sprecher
„Wenn man im Handel das gleiche Bier im Angebot um 69 Cent bekommt, dann passt das nicht zusammen“, sagt Karl Wögerer, Gastronom aus Feldkirchen/D. und Sprecher der KultiWirte. Und er überlegt Alternativen, falls die Preisspanne für Wirte und Handel so groß bleibt: „Etwa die Zusammenarbeit mit einer kleinen Brauerei, die für einen Wirt dann exklusiv ein besonderes Bier braut, das es im Handel nicht gibt. Oder das Angebot, zusätzlich zum Schankbier auch ein günstiges Supermarkt-Bier in Flaschen anzubieten.“ Alternativen zum Schankbier stehen Oberösterreicher – siehe untenstehende Umfrage – auch positiv gegenüber, obwohl man sich weiter die „offene Halbe“ gönnen will.
Das Ergebnis der Kontrollen ohne Beanstandung freut mich für die Wirte, die offenes Bier in guter hygienischer und geschmacklicher Qualität anbieten.
Stefan Kaineder, Konsumentenschutzlandesrat
Schankanlagen in OÖ sind eine saubere Sache
Rein qualitativ betrachtet, kann man das auch mit gutem Gewissen tun: Bei einer Schwerpunktaktion von Gesundheitsministerium und AGES wurden zuletzt in Österreich 51 Schankanlagen auf mikrobiologische Verunreinigungen überprüft. Erfreuliches Ergebnis für Oberösterreich: Von den hier gezogenen neun Proben waren alle tadellos. Bundesweit wurden fünf Proben als wertgemindert und eine Probe sogar als für den menschlichen Verzehr ungeeignet beanstandet.
Dem Wirt steht es frei, offenes oder Flaschenbier zu verkaufen. Ich habe das Schankbier lieber, und wenn es dann fünf Euro kostet, trinke ich eben um eine Halbe weniger.
Gerald Kaltenböck aus Micheldorf
Da das offene Bier im Lokal mit diesen Preisen nicht mehr leistbar ist, trinke ich, wenn ich ein Bier will, lieber daheim mit Freunden. Dass es Flaschenbier ist, stört nicht.
Bettina Rehrl aus Höhnhart
Mit der Preiserhöhung wird das Wirtesterben noch beschleunigt. Als Pensionist lasse ich mir mein Bier nicht nehmen, aber man muss sich überlegen, wo man es trinkt.
Manfred Aigner aus Pramet
Wenn das Bier im Gasthaus teurer wird, ist es mir egal. Ich gehe nur ab und zu ins Wirtshaus und trinke ein offenes Bier. Da gönne ich es mir dann bewusst und leiste es mir.
Pamela Stangl aus Micheldorf
„Krone“-Kommentar: Stammtisch in Gefahr
Rechenaufgabe für Biertrinker: Wenn ich drei Halbe beim Wirt trinke, wie viele Flaschen gehen sich daheim aus? Antwort: 20, wenn man beim Angebot zugreift, umgerechnet eine Kiste. Nüchtern betrachtet, ist der Fall klar: Wenn’s ums Zusammensitzen geht und nicht ums gepflegte Bier zum Mittagessen, führt der Weg in die heimische Garage oder ins Vereinslokal.
Während Corona hat’s auch funktioniert, und da war es offiziell sogar verboten. Die Rückkehr zum Stammtisch wird da für viele eine echte Frage des Geldes und bringt eine gesellschaftliche Institution in Gefahr.
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