Ein antisemitischer Anschlag prägte Elie Rosen, den neuen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg. Er möchte jüdische Kultur in Salzburg wiederbeleben und miteinander vernetzen.
„Wir wollen den Salzburgern ein positives Judentum vermitteln“, sagt Elie Rosen. Seit vergangener Woche ist er neuer Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg. Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern, Hanna und Marko Feingold, möchte er den Fokus nicht mehr rein auf den Holocaust, sondern auf die jüdische Kultur legen. In diesem Zuge will er Vorurteile und Barrieren, die auch heute noch gegenüber dem Judentum vorherrschen, abbauen. Denn Voreingenommenheit, sogar Abneigung und Hass, gibt es nach wie vor noch.
Das erlebte Elie Rosen am 22. August 2020 am eigenen Leib. Ein Antisemit war an diesem Tag mit einem Holzprügel auf den Österreicher losgegangen. Dieses Schlüsselereignis prägt den Wahl-Salzburger, der seit Kurzem in der Mozartstadt lebt. „Solche Vorfälle bleiben nie ohne Wirkung. Aber für mich war klar, dass ich mich nicht davon beirren lasse. Und von Angst soll man sich nicht leiten lassen“, sagt er.
Rosen fordert Zusatztafeln bei Straßennamen
Im Bezug auf die Thematik mit den Salzburger Straßennamen ist Rosen nicht unbedingt auf eine Umbenennung aus. „Man kann der Stadt nicht ihre Geschichte und historische Verantwortung nehmen. Aber es ist wichtig, Verantwortung zu tragen und da braucht es in beiden Fällen, der Umbenennung und der Nichtumbenennung, eine Zusatztafel“, sagt er.
„Es herrscht ein verkrampfter Zugang zum Holocaust. Die Holocaustvermittlung ist wichtig, aber jetzt geht es darum, das Judentum als etwas Buntes, Lebendiges darzustellen“, sagt der gebürtige Niederösterreicher.
Jüdische Kultur in Salzburg bekannter machen
Neben seiner Präsidentschaft in Salzburg ist Rosen etwa auch in der jüdischen Gemeinde Graz tätig. Bereits in den 1980er Jahren verbrachte er viele Sommer in der Mozartstadt und lernte die hiesige jüdische Gemeinde kennen. „Damals war sie noch lebendig und genau das wollen wir wieder erreichen. In meiner neuen Funktion möchte ich die Gemeinde nicht nur übernehmen, sondern auch wiederbeleben und vernetzen“, sagt Rosen.
Neben der Aufgabe, neue Mitglieder für die Gemeinde zu suchen – aktuell gehören der jüdischen Gemeinde rund 100 Gläubige an – möchte Rosen das Judentum durch Kulturveranstaltungen unter die Salzburger bringen.
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