Das Thema Abtreibung polarisiert nicht nur in den USA, sondern auch in Tirol. Das wurde am Samstag bei Demonstrationen in Innsbruck deutlich. Sowohl Gegner als auch Befürworter gingen auf die Straße. Ausgelöst wurde die neuerlich hitzige Debatte durch Pläne der Landesregierung.
Auf der einen Seite Trommeln, Megafone und Farbsprays. Auf der anderen Seite weiße Nelken, Heiligenfiguren und Rosenkränze. Zwei Welten prallten am Samstag in der Innsbrucker Innenstadt aufeinander. Nicht körperlich, auch wenn es einige Störaktionen mit Festnahmen gab. Die fundamentalen Unterschiede betreffen die Weltanschauung.
Abtreibungsgegner gegen die Pläne der Landesregierung
Auf der einen Seite rund 400 Abtreibungsgegner, die sich vor der Annasäule formierten. Viele aus kirchlichen Kreisen, die gegen die Pläne der Landesregierung, Abtreibung in zumindest einem öffentlichen Spital zu ermöglichen, mobil machen. Ihr blute das Herz, meinte Organisatorin Natalie Ehrenberger von „Jugend für das Leben“ pathetisch: „Frauen brauchen keinen leichteren Zugang zu Abtreibung. Das verdeckt nur das Problem.“
Keine Stigmatisierung von Frauen mehr, die sich für Schwangerschaftsabbruch entscheiden. Wir brauchen wertfreie Aufklärung und einen kostenlosen Zugang.
Margareta Wohllaib, Aktionskomitee Schwangerschaftsabbruch
Die Initiative „Pro choice“ fordert eine Entkriminalisierung
„Jugend für das Leben“ hatte mittels Postwurf an mehr als 230.000 Haushalte zur Demo aufgerufen. Das Echo war im Vergleich dazu bescheiden. Etwas mehr Zuspruch erhielt die Gegen-Demo der Initiative „Pro choice“, die sich für eine Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbruch und Anlaufstellen in Krankenhäusern starkmacht. Frauenorganisationen hatten sich der Kundgebung angeschlossen, rund 600 Teilnehmer waren gekommen, auch Sozial- und Frauen-Landesrätin Eva Pawlata (SPÖ). Sie hatte die Debatte im Herbst entflammt, als sie sich öffentlich für ein flächendeckendes Angebot aussprach. Von der heftigen Gegenreaktion sei sie überrascht gewesen, erzählte sie bei der Demo: „Ich wusste nicht, wie konservativ die Landschaft in Tirol noch ist.“
Unterschriftenaktionen auf beiden Seiten
Seit 50 Jahren gibt es das Gesetz der Fristenregelung in Österreich. „Seither sind wir kaum einen Schritt weiter“, stellte Margareta Wohllaib vom Aktionskomitee Schwangerschaftsabbruch fest. Die Landesregierung will nun einen Schritt tun. Dafür wurden am Samstag Unterschriften gesammelt. Dagegen auch.
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