„Krone“-Reisereportage

Musikverliebtes Prag: Wo Mozart Triumphe feierte

Reisen & Urlaub
16.01.2023 07:30

Nicht nur wegen der wunderbaren Altstadt samt Kleinseite und Burg ist Prag eine Reise wert. Die Stadt an der Moldau war auch stets musikverliebt. Viele Gebäude und Theater beweisen das.

Mozart ging hier spazieren, ebenso Beethoven, Wagner und Liszt. Und dann natürlich die Stars der klassischen Musik in Tschechien, Antonín Dvořák, Bedřich Smetana und Leoš Janáček. Sie alle haben die Karlsbrücke in Prag, die Verbindung zwischen der Altstadt und der Kleinseite, wohl unzählige Male überquert. Vorbei an den 30 steinernen Säulen, die an den Dreißigjährigen Krieg erinnern. Vorbei an der Statue für den heiligen Nepomuk, einen Märtyrer, der hier im Jahr 1393 in der Moldau ertränkt wurde. Deshalb hat er auch in Tschechien den Spitznamen Brückenheiliger.

Natürlich ist es immer wieder eine große Freude, die Sehenswürdigkeiten in Prag zwischen Altstädter Rathaus und der Prager Burg zu erkunden, aber wer sie bereits kennt, für den ist es eine reizvolle Möglichkeit, Prag als Stadt der Musik zu erleben. Und davon gibt es hier mehr als genug.

Natürlich ist es immer wieder eine große Freude, die Sehenswürdigkeiten in Prag zwischen Altstädter Rathaus und der Prager Burg zu erkunden. (Bild: eyetronic - stock.adobe.com)
Natürlich ist es immer wieder eine große Freude, die Sehenswürdigkeiten in Prag zwischen Altstädter Rathaus und der Prager Burg zu erkunden.

Live und völlig unkompliziert in einer der 140 Kirchen, wo, oft kostenlos, sehr schöne Konzerte angeboten werden. Dann natürlich auf den verschiedenen Bühnen, der Staatsoper, dem Nationaltheater oder dem Ständetheater. Hier erlebte Mozarts „Don Giovanni“ die Uraufführung. 1787 war das, als der Stern des Genies in Wien längst im Sinken war. Die Oper über den Frauenhelden Don Juan wurde zum großen Erfolg. Überliefert ist die Anekdote, dass Mozart erst in der Nacht vor der Premiere die Ouvertüre niederschrieb und die fliegenden Blätter den Musikern aufs Pult legte. Komponiert war das Meisterstück ja längst und Note für Note im Kopf gespeichert.

Im Ständetheater fand 1787 die Uraufführung von „Don Giovanni“ statt. (Bild: Peter Grotter)
Im Ständetheater fand 1787 die Uraufführung von „Don Giovanni“ statt.

Dreharbeiten am Originalschauplatz
Das Ständetheater wurde seither mehrfach umgebaut, aufgestockt und unterkellert. Ab 1983 war es für zehn Jahre für Restaurierungsarbeiten geschlossen. 1985 wollte Regisseur Miloš Forman, ein Exil-Tscheche, einen Film über Mozart am Originalschauplatz der Uraufführung drehen. Der Titel: „Amadeus“. Weil das Haus ohnehin saniert werden sollte, durfte auch für die stimmungsvolle Beleuchtung Kerzenlicht bei den Dreharbeiten verwendet werden wie im Jahr 1787. Der geniale Streifen, der den geschichtlich so gar nicht überlieferten Streit zwischen den Komponisten Mozart und Salieri in den Mittelpunkt stellt, gewann acht Oscars.

Blick über die St. Nikolaus Kirche in Prag (Bild: Michal Cizek / AFP)
Blick über die St. Nikolaus Kirche in Prag
Touristen auf der Karlsbrücke in Prag (Bild: Ludovic MARIN / AFP)
Touristen auf der Karlsbrücke in Prag

Mozart war in Prag in der Zeit vor 1790 wesentlich beliebter als in Wien. Darauf bezieht sich auch ein Ausspruch, der Mozart zugeschrieben wird: „Meine Prager verstehen mich.“ Denn kurz vor „Don Giovanni“ hatte Mozart in Prag auch mit seinem „Figaro“ großen Erfolg. „Le nozze di Figaro“ wurde in Wien wegen seiner sozialkritischen Aspekte zwiespältig aufgenommen. Dem Adel gefiel das Stück überhaupt nicht. Ein Tabu wurde hier gebrochen: Ein Friseur spielt in der Oper die Hauptfigur, und ein Graf wird von seinen Dienstboten auf höchst charmante Art aufs Kreuz gelegt. Mozart wurden deshalb auch nicht alle Mittel zur Verfügung gestellt, die für eine glänzende Premiere wichtig gewesen wären.

In Prag hingegen jubelten die Zuschauer, der „Figaro“ wurde 38-mal aufgeführt. In einem Brief berichtete Mozart begeistert: „Hier wird von nichts gesprochen als von – Figaro; nichts gespielt, nichts geblasen, gesungen und gepfiffen als – Figaro; keine Opera besucht als – Figaro, und ewig Figaro.“

Wolfgang Amadeus Mozart (Bild: Archiv Krone)
Wolfgang Amadeus Mozart

Auch andere große Komponisten haben in Prag gastiert: Franz Liszt war über Jahrzehnte immer wieder zu Gast. Ein Klavier, auf dem er gespielt hat, ist jetzt im Nationalmuseum der Musik auf der Kleinseite ausgestellt. Es steht neben einem Klavier, das auch Mozart benutzt hat. Unzählige, oft jahrhundertealte interessante Musikinstrumente sind hier zu bewundern. Bis zu einem Orchestrion, das mit einer Kronen-Münze in Gang gesetzt werden kann. Mitten in der Altstadt steht jenes Palais, wo Beethoven im Alter von 21 Jahren gastiert hat. In jener Zeit, als er noch hauptsächlich als Klaviervirtuose aufgetreten ist und keine Gehörprobleme hatte.

Der ungarische Komponist Franz Liszt, circa 1832 (Bild: APA/AFP/BELGA)
Der ungarische Komponist Franz Liszt, circa 1832

Rauschen der Moldau als Inspiration
Smetana wohnte in Prag in einem Haus direkt am Ufer der Moldau. Ob ihn das beständige Rauschen des Flusses zu seiner Tondichtung „Die Moldau“ inspiriert hat, ist nicht überliefert. Smetana ereilte übrigens das gleiche Schicksal wie Beethoven. Der Komponist der „Verkauften Braut“ wurde im Alter von 70 Jahren taub.

Bedrich (Friedrich) Smetana (Bild: dpa)
Bedrich (Friedrich) Smetana

Antonín Dvořák lebte immer wieder für einige Zeit in Prag, flüchtete aber auch gerne aus der Großstadt aufs Land. Diese Liebe zur Natur behielt er auch bei seinem dreijährigen USA-Aufenthalt bei. Aus dieser Zeit stammt seine berühmteste Symphonie: „Aus der Neuen Welt“. Jedes Jahr im Herbst findet ein Festival statt, das seinen Namen trägt. Aufführungsort ist der wunderbare Saal des Rudolfinums, wo großartige in- und ausländische Künstler auftreten.

Einen unvergesslichen Ausblick direkt auf die Prager Burg hat man auch vom Hotel Mozart direkt bei der Karlsbrücke. Der Legende nach hat ein Graf den großen Komponisten in einem Zimmer eingesperrt. „Komponier was, dann lass ich dich raus“, soll er gedroht haben. Das Ergebnis waren angeblich die „Sechs deutschen Tänze“.

Porträt von Peter Grotter
Peter Grotter
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