Der umstrittene Historiker Daniele Ganser tritt in Seefeld auf, nachdem ihm Bürgermeister Georg Willi (Grüne) im Innsbrucker Congress ein Auftrittsverbot erteilt hatte. Experte Gerhard Mangott von der Uni Innsbruck meint, dass Ganser eine kontroverse Figur sei, doch seine Inhalte wären nicht strafrechtlich relevant.
Um den von Innsbrucks BM Georg Willi abgesagten Vortrag zum Krieg in der Ukraine von Daniele Ganser gab es viel Aufregung. War Willis Aktion gerechtfertigt oder ein Angriff auf die Meinungsfreiheit? Willi erklärte sein Vorgehen mit einem Beschluss vom Gemeinderat, dass weder links- noch rechtsextreme Veranstaltungen in Gebäuden, die von der Stadt (mit-)finanziert werden, stattfinden dürfen. Ganser ist nämlich eine sehr umstrittene Person, er fiel vor allem mit Verschwörungstheorien auf. Sein Vortrag wird nun in Seefeld stattfinden.
Ich finde es politisch nicht klug, seinen Vortrag zu verbieten, nur weil er abstruse Meinungen verbreitet. Taktisch ist es auch nicht klug.
Politologe Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck
Ganser ist zurecht eine kontroverse Figur
Die „Krone“ hat den renommierten Politologen Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck dazu befragt. „Ich würde sagen, dass Ganser zurecht eine kontroverse Figur ist. Ich teile nahezu keine seiner Aussagen“, sagt Mangott. Er hält Ganser für unseriös, denn es wären verschwörungstheoretische Bestandteile in seiner Argumentation. Er gebe den Eindruck, hinter die Kulissen blicken zu können, „das ist zweifellos sein Geschäftsmodell“. Seinen Vortrag zu verbieten, findet Mangott jedoch auch aus Gründen der Meinungsfreiheit nicht gut. „Seine Aussagen sind ja nicht strafrechtlich relevant.“
Die Rolle des Westens beim Krieg in der Ukraine
Doch wie sind seine Aussagen nun zu bewerten, hat der Westen Schuld am Krieg in der Ukraine? „Dass der Westen an der Entfremdung zu Russland eine Mitverantwortung trägt, sehe ich auch. Aber man kann nicht so weit gehen, zu sagen, dass das eine Rechtfertigung für Kriegsverbrechen Russlands sei.“ Und berichten Medien zu NATO-freundlich? „Sagen wir so, es gibt schon einen sehr breiten Konsens, was die Beurteilung des Krieges betriff. Aber es gibt traditionelle Medien, die durchaus seriös versuchen, Verantwortungen festzustellen und differenziert zu berichten. Ganser macht das jedoch nicht in seriöser, sondern in spektakulärer, aufmerksamkeitsheischender Form.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.