Das Gesundheitssystem ist gebrechlich: zu wenige Kassenärzte, zu viele Menschen in Spitälern, überlastete Ambulanzen. Multifunktionär Matthias Krenn leitet die Gesundheitskasse und hat viel zu tun.
Der FPÖ-Politiker ist Bürgermeister des Kärntner Tourismusortes Bad Kleinkirchheim. Er ist Vizepräsident der Wirtschaftskammer (WKO) - und Obmann der Gesundheitskasse ÖGK. Nebenbei bekleidet er weitere 14 Funktionen. Angesichts der kritischen Lage im Gesundheitssystem, auf die Minister Johannes Rauch (Grüne) in der „Krone“ hinwies („Das System fährt gegen die Wand“), eine bemerkenswerte Personalie. „Kann man das so wichtige Amt des ÖGK-Chefs nebenbei machen?“, fragt nicht nur NEOS-Mandatar Gerald Loacker, der eine parlamentarische Anfrage zu „Multifunktionär Krenn“ einbrachte. Der Besagte gab am Montag keine Auskunft.
Weitere zentrale Frage: Verstößt der Kommerzialrat gegen das Bezügebegrenzungsgesetz? Demgemäß gibt es nur Anspruch auf zwei Bezüge. „Bei Krenn sind es mindestens drei. Bürgermeister, WKO, ÖGK“, sagt Loacker, der auch kritisiert, dass zwei Obmänner alle sechs Monate einander abwechseln. „Wie kann man da Reformen angehen?“
Auf Reformen wartet man seit Jahrzehnten
Diese und ähnliche Fragen stellt sich Ernest Pichlbauer seit vielen Jahren. Der Gesundheitsökonom hat als solcher zwölf Gesundheitsminister mitgemacht. „Alle redeten von Reformen. Gleichzeitig heißt es, wir haben das beste System. Das ist absurd.“ Es entstand eine Zweiklassenmedizin. Zu wenige Kassenärzte für umfassende Versorgung. Viele werden Wahlärzte. Weniger Stress, mehr Geld. Das können sich viele nicht leisten. Daher würden massenhaft Patienten in Spitälern landen, wo sie gar nicht hingehörten. Und die Ambulanzen überlasten.
Pichlbauer fordert vor allem „Finanzierung aus einer Hand. Alle Leistungen von der Geburt bis zum Tod aus dem gleichen Topf.“ Doch gibt es unter anderem wegen des Föderalismus zu viele Träger. Das alles lastet schwer auf dem kranken System.
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