Nach Lützerath-Räumung

Aktivisten kleben sich an Innenministerium fest

Ausland
17.01.2023 14:02

Nach der Räumung der verlassenen Ortschaft Lützerath im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen haben Kohle-Gegner ihre Proteste Dienstagfrüh an mehreren Orten im Bundesland fortgesetzt. Im Braunkohletagebau Inden wurde ein Schaufelradbagger besetzt, der daraufhin die Arbeit einstellen musste. Der Kölner Berufsverkehr wurde in der Früh blockiert und in Düsseldorf klebten sich Aktivisten der Gruppe Extinction Rebellion am Innenministeriumsgebäude fest.

Etwa ein Dutzend Menschen, darunter eine Mutter mit Kind, waren an der Aktion in Düsseldorf beteiligt, wie Sprecher von Polizei und Innenministerium sagten. Sie protestierten gegen die Räumung der Siedlung Lützerath für den Braunkohle-Abbau und forderten den Rücktritt von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) wegen des dortigen Polizeieinsatzes. Die Aktivisten beklagten außerdem Polizeigewalt und Kriminalisierung im Zuge der Räumung vergangene Woche. Nach einiger Zeit beendeten die Einsatzkräfte die Aktion: Einige Demonstranten seien freiwillig gegangen, andere weggetragen worden. Die Aktivisten, die sich an Scheiben geklebt hatten, wurden von der Polizei gelöst. Unterdessen versammelten sich am Landtag in Düsseldorf rund 150 Demonstranten, die dann vor das NRW-Wirtschaftsministerium zogen. Auch sie protestierten gegen den Abriss von Lützerath.

„Kohle muss im Boden bleiben!“
Bei der Blockadeaktion in Köln klebten sich Klimaaktivisten auf einer Straße fest und hielten ein Banner hoch, das auf die Gruppierung Letzte Generation hinwies. Bei der Protestaktion waren auch gelbe Kreuze zu sehen - die Protest-Symbole gegen den Abriss von Lützerath. Sechs Personen wurden nach Ende der Aktion von der Polizei in Gewahrsam genommen. Drei festgeklebte Personen seien von der Straße „befreit“, drei seien weggetragen worden, sagte eine Polizeisprecherin nach Ende der Aktion. Ermittelt werde unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Der Staatsschutz habe sich eingeschaltet. Die Gruppierung Letzte Generation twitterte ein Foto aus Köln und erklärte: „Die Kohle unter #Lützerath muss im Boden bleiben!“

Im Braunkohletagebau Inden wurde zudem ein Schaufelradbagger besetzt, der daraufhin die Arbeit einstellen musste. Die Polizei Aachen sprach von etwa 20 beteiligten Aktivisten, ein Sprecher des Energiekonzerns RWE von 30 bis 40 Personen. In der Nähe von Rommerskirchen besetzte nach Polizei- und RWE-Angaben eine Gruppe von etwa 50 Aktivisten Werksbahnschienen zum Kraftwerk Neurath. Nachdem die sich geweigert hätten, die Gleise zu verlassen, seien die Protestierenden weggetragen worden, berichtete ein Sprecher der Polizei Aachen. Der „Aktionsticker Lützerath“ vermeldete etwa 130 Blockierer an der Kohlebahn am Kraftwerk Neurath. Es kam auch zu Konfrontationen mit der Polizei und dem Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray, wie ein Polizeisprecher bestätigte.

„Hier fährt heute kein Kohlezug. Wir stellen uns der Zerstörung mit unseren Körpern in den Weg“, twitterte das Bündnis „Ende Gelände“ über einem Foto von Aktivisten in weißen Ganzkörperanzügen auf Bahngleisen. „Klimaschutz bleibt Handarbeit!“ Unter das protestierende Volk mischte sich auch Greta Thunberg, die sich seit dem Wochenende im Nordrhein-Westfalen befindet. Ein Thunberg-Sprecher erklärte auf Anfrage der Deutschen Nachrichten-Agentur, dass die Fridays-for-Future-Ikone noch „an verschiedenen Aktivitäten“ teilnehmen werde. Thunberg war in den vergangenen Tagen immer wieder in und um Lützerath aufgetaucht.

Auch am Dienstag wurden die Klimaaktivisten von Greta Thunberg moralisch verstärkt. (Bild: APA/AFP/INA FASSBENDER)
Auch am Dienstag wurden die Klimaaktivisten von Greta Thunberg moralisch verstärkt.

Mehrere spontane Aktionen
Die Einsatzkräfte der Polizei richteten sich auf mehrere spontane, dezentrale Aktionen ein. Das Aktionsbündnis „Lützerath Unräumbar“, zu dem auch Gruppen von Fridays For Future und Letzte Generation gehören, hatte zuvor für Dienstag zu einem gemeinsamen Aktionstag aufgerufen.

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