16,41 Prozent aller Frauen in Österreich, die in einer intimen Partnerschaft waren oder sind, sind Opfer von körperlicher und bzw. oder sexueller Gewalt geworden. Außerhalb von Partnerschaften hat mehr als jede vierte Frau (26,61 Prozent) eine Form von Gewalt erfahren.
Die Studie „Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen in Österreich 2021“ wurde von Eurostat und dem Bundeskanzleramt bei der Statistik Austria in Auftrag gegeben. Es geht darin speziell um Gewalt, die Frauen erfahren bzw. um Gewalt, die sie überproportional häufig betrifft, in und außerhalb von Partnerschaften, durch Stalking, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und Gewalt in der Kindheit. Die Daten sollen erstmals Ergebnisse zu den Opfern liefern und eine wichtige Ergänzung zur amtlichen „Polizeilichen Kriminalstatistik“ darstellen, die polizeilich gemeldete Fälle erfasst, sowie zur „Gerichtlichen Kriminalstatistik“, die verurteilte Fälle abbildet.
Fast 21 Prozent von sexueller Gewalt betroffen
Detailergebnisse aus der Erhebung: 8,70 Prozent aller Frauen in Österreich sind (seit ihrem 15. Geburtstag) in einer intimen Beziehung und/oder von einer anderen Person vergewaltigt worden. 20,92 Prozent waren von einer anderen Form von sexueller Gewalt betroffen. 21,88 Prozent haben Stalking erlebt. 26,59 Prozent der Frauen, die erwerbstätig sind oder es einmal waren, haben sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erfahren. Von sexueller Gewalt (inklusive Vergewaltigung) in der Kindheit, das heißt Mädchen jünger als 15 Jahre, waren 7,05 Prozent betroffen, 1,85 Prozent sind Opfer einer Vergewaltigung geworden.
761.786 Betroffene in Österreich
Zur Gewaltprävalenz gegen Frauen generell halten die Studienautorinnen und -autoren fest: „23,47 Prozent der Frauen zwischen 18 und 74 Jahren in Österreich haben ab dem Alter von 15 Jahren körperliche Gewalt innerhalb oder außerhalb von intimen Partnerschaften erlebt.“ Das bedeutet in Zahlen: Von den mehr als 3.245.160 Frauen zwischen 18 und 74 Jahren waren zum Untersuchungszeitraum 761.786 Betroffene. Fast jede sechste Frau sei mit Gewaltdrohungen konfrontiert gewesen (15,25 Prozent). Täter und Täterinnen wurden für beide Formen - körperliche Gewalt und deren Androhung - erfasst: 83,67 Prozent haben diese Übergriffe durch eine männliche, 33 Prozent durch eine weibliche Person erfahren. 67,42 Prozent wurden von einer oder mehreren ihnen bekannten Personen angegriffen oder bedroht, 42,80 Prozent durch Unbekannte (es konnten mehrere Vorfälle angegeben werden, Anm.).
Körperliche Gewalt in intimen Beziehungen haben 14,07 Prozent der Frauen, die sich schon zumindest einmal in einer intimen Beziehung befunden haben, erlebt - am häufigsten durch Stoßen, Schubsen oder an den Haaren ziehen (11,14 Prozent), gefolgt vom absichtlichen Bewerfen mit Sachen oder dem Verabreichen von Ohrfeigen (8,23 Prozent).
37 Prozent erfuhren psychische Gewalt in Beziehungen
Opfer von sexueller Gewalt in Partnerschaften waren sieben Prozent der Frauen. Eine vollendete Vergewaltigung in einer intimen Partnerschaft mussten 6,08 Prozent erleiden, während 2,18 Prozent von einer versuchten Vergewaltigung betroffen waren. 36,92 Prozent haben psychische Gewalt durch ihren Partner oder ihre Partnerin erfahren. Am häufigsten sind laut Statistik Austria verbale Erniedrigungen und Beschimpfungen (28,55 Prozent), gefolgt von „grundloser oder übermäßiger Eifersucht“ (19,43 Prozent).
Die SPÖ schließt aus der Erhebung der Statistik Austria, dass Österreich ein Problem mit Männergewalt habe. Diese sei „Ausdruck eine patriarchalen Gesellschaft, in der Männer glauben, Frauen zu besitzen“, sagte SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner. Die SPÖ-Frauen fordern, das Budget für Gewaltschutz massiv aufzustocken, konkret auf 228 Mio. Euro jährlich, um die Empfehlungen der Istanbul-Konvention, dem „Goldstandard“ gegen Gewalt an Frauen, umsetzen zu können. Die Bundesregierung aus ÖVP und Grünen hatte zuletzt das Frauenbudget für 2023 um 5,9 auf 24,3 Mio. Euro erhöht.
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