Fall Teichtmeister

Kulturszene fordert Trennung von Tätern und Werken

Österreich
17.01.2023 16:45

Im Fall um den Schauspieler Florian Teichtmeister, der sich im Februar wegen des Besitzes von Dateien mit sexuellen Darstellungen von Unmündigen und Minderjährigen vor Gericht verantworten muss, fordert die Kulturszene in einem Offenen Brief eine Differenzierung. Man verurteile in jeglicher Form den Missbrauch von Kindern, und nichts dürfe hier beschönigt oder relativiert werden. Allerdings dürften Werke, an denen Täter mitgewirkt haben, nicht per se verurteilt werden.

„Es ist eine Gratwanderung, die Opfer zu schützen, die Täter nicht zu schonen und dennoch die Arbeit vieler Unbeteiligter nicht in Kollektivhaftung zu nehmen“, heißt es in dem Schreiben, das am Dienstag veröffentlicht wurde. „Vehement verwehren wir uns gegen den diffamierenden Vorwurf, alle hätten alles gewusst“, unterstreichen die Proponenten und springen dabei vor allem Marie Kreutzers „Corsage“, Österreichs heurigem Oscar-Kandidaten, zur Seite. Insofern erkläre man sich solidarisch mit den Filmemachern in ihrem Bestreben, den Film von den strafbaren und zutiefst zu verurteilenden Handlungen eines Darstellers zu trennen. 

Der Wiener Star-Schauspieler Florian Teichtmeister soll immer wieder durch sexuelle Belästigungen auffällig geworden sein. (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
Der Wiener Star-Schauspieler Florian Teichtmeister soll immer wieder durch sexuelle Belästigungen auffällig geworden sein.
Zitat Icon

„Wir sind erschüttert, dass ein feministischer Film, der Machtverhältnisse und Rollenbilder hinterfragt, der international für seine visuelle Kraft und seinen Inhalt gewürdigt wird, wegen der Taten eines Mannes aus dem Kinoprogramm genommen und dadurch dem Täter eine Macht gegeben wird, die ihm nicht zusteht.“

Offener Brief

Franzobel, Jelinek und Schalko unter der Unterzeichnern
Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern der Solidaritätsadresse zählen neben dem Verband Filmregie etwa die Regisseurinnen Ruth Beckermann, Veronika Franz, ihre männlichen Kollegen Adrian Goiginger und Arman T. Riahi, die Schriftsteller Franzobel, Arno Geiger und ihre Kolleginnen Elfriede Jelinek und Eva Menasse, Theatermann Paulus Manker, Komponist HK Gruber oder TV-Mastermind David Schalko.

Teichtmeister steht wegen des Besitzes von 58.000 Missbrauchsdarstellungen Unmündiger und Minderjähriger ab 8. Februar vor Gericht. Er ist geständig, ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu zwei Jahre Haft. Er sei kein Einzelfall: Bis zu fünf Prozent der Männer konsumieren kinderpornografische Darstellungen, sagte die Psychiaterin Sigrun Roßmanith am Montag im APA-Gespräch. Zwei bis fünf Prozent der Männer hätten pädosexuelle Fantasien.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt