81-mal mehr Todesfälle

Enorme Herz-Kreislauf-Gefahr nach Corona-Infektion

Wissenschaft
19.01.2023 06:00

Eine Infektion mit dem Coronavirus hat nicht nur starke Auswirkungen auf das Immunsystem - auch bringt sie nach der Erkrankung eine stark erhöhte Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und -Todesfällen mit sich. Die Sterblichkeit erhöht sich in den ersten drei Wochen auf das bis zu 81-Fache, doch auch nach 18 Monaten liegt sie noch immer beim Fünffachen von Nichtinfizierten.

Das hat eine Studie mit britischen Daten ergeben, die jetzt in der Fachzeitschrift „Cardiovascular Research“ erschienen ist. „Covid-19-Patienten entwickelten viel öfter eine ganze Reihe von Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Nichtinfizierte. Das könnte zu ihrem höheren Todesrisiko beigetragen haben“, wurde Ian Wong von der Universität Hongkong in einer Aussendung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) zu der wissenschaftlichen Arbeit zitiert.

Überwachung nach Corona-Infektion empfohlen
„Die Studienresultate deuten darauf hin, dass Covid-19-Patienten zumindest ein Jahr nach der Genesung von der Akuterkrankung beobachtet werden sollten, um Herz-Kreislauf-Komplikationen durch die Infektion zu erkennen, die einen Teil von Long Covid ausmachen.“

Fakten

  • Analysiert wurden zunächst die Daten von 7500 Covid-19-Patienten aus der Zeit vom 16. März 2020 bis 30. November 2020 der britischen Bio-Datenbank. Absichtlich konzentrierte man sich auf Covid-19-Erkrankte vor der Einführung von Impfungen.
  • Die Informationen der Patienten wurden dann 70.000 Nichtinfizierten aus der Beobachtungszeit sowie weiteren 70.000 Personen (16. März 2018 bis 30. November 2018, also vor der Corona-Pandemie, Anm.) gegenübergestellt.
  • Alle Personen wiesen ähnliche Charakteristika (Alter, Geschlecht, Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck, Gewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, soziale Situation) auf. Das Durchschnittsalter betrug 66 Jahre. 
  • Verglichen wurden die Häufigkeit von schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinsuffizienz, Schlaganfall, koronare Herzkrankheit) sowie einzelner Herz-Kreislauf-Komplikationen und die Sterblichkeit. Dies erfolgte für die ersten drei Wochen nach der Covid-19-Infektion und dann ab Tag 22 bis zu einem Zeitraum von eineinhalb Jahren.

„Im Vergleich zu den zwei Gruppen von Nichtinfizierten hatten Covid-19-Patienten ein etwa viermal größeres Risiko, in der akuten Phase (drei Wochen ab SARS-CoV-2-Infektion; Anm.) eine schwere Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln. Dieses Risiko war um 40 Prozent höher in der Zeit nach der akuten Erkrankung (bis zu eineinhalb Jahre; Anm.)“, teilte die Europäische Gesellschaft für Kardiologie mit.

Massiv erhöhte Sterblichkeit
Bei der Sterblichkeit zeigte sich ein teilweise dramatischer Effekt von Covid-19. „Im Vergleich zu nichtinfizierten Personen war das Sterberisiko unter den Covid-19-Patienten in der Akutphase bis zu 81-mal höher und noch immer fünfmal höher in der Zeit danach (18 Monate; Anm.).“

Schlaganfall-Risiko nur kurzfristig erhöht
Unterschiede zwischen der Covid-19-Akutphase und der Zeit danach gab es bei der Häufigkeit verschiedener Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Während in beiden Zeitabschnitten die erhöhte Rate von auftretenden Herzinfarkten, Herzversagen oder tiefen Beinvenenthrombosen jeweils gleich war, stieg das Risiko zum Beispiel für Schlaganfälle nur kurzfristig, um dann wieder auf „normales Niveau“ zu fallen. Personen mit schwerem Covid-19-Krankheitsverlauf hatten öfter Herz-Kreislauf-Komplikationen als Patienten mit leichter SARS-CoV-2-Infektion.

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