Der Sommersitz des Prinzen Eugen in Wien gilt als eine der schönsten Palastanlagen des Barock. 2023 feiert das Belvedere sein 300-jähriges Bestehen. Das Jubiläum ist ein guter Grund für einen Besuch!
Wien ist voll von Top-Sehenswürdigkeiten, kulturellen Einrichtungen und hochwertigen Ausstellungen, derentwegen Touristen aus aller Welt unsere Hauptstadt besuchen. Warum also in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch manchmal so in der Nähe liegt? Wir reisen öffentlich an und beginnen mit dem Unteren Belvedere, treffen dort Dr. Georg Lechner, Barock-Spezialist und einer der Kuratoren der Jubiläumsausstellung „300 Jahre Ort der Kunst“, die noch bis zum 7. Jänner 2024 (!) läuft und einen sehr interessanten Querschnitt sowohl zur Entstehungsgeschichte als auch „zur Fülle und Vielfalt eines Museums sowie dessen über Jahrhunderte gewachsene Sammlung, aber auch deren Bedeutung für die Repräsentation von Herrschaft“ gibt.
Es gilt aber 2023 mehr als nur das 300-Jahr-Jubiläum des Schlosses zu feiern, denn 1903 - also vor 120 Jahren - wurde die Moderne Galerie im Unteren Belvedere eröffnet und 1923 das Barockmuseum, 1953 das Museum mittelalterlicher Kunst in der Orangerie, und zu guter Letzt wäre heuer auch der 360. Geburtstag von Prinz Eugen von Savoyen.
Das Schloss wurde zwischen 1714 und 1723 von Johann Lucas von Hildebrandt erbaut. Zwischen dem Unteren und dem Oberen Belvedere liegt ein wunderbarer Barockgarten, eines der bedeutendsten Gartenkunstwerke Europas im französischen Stil, der im Frühjahr durch eine frei zugängliche Skulpturen-Ausstellung (Public Matters Zeitgenössische Kunst im Belvedere Garten) bereichert wird. Jetzt im Winter zeigt sich der Park nicht in seiner ganzen Pracht, trotzdem ist der Spaziergang vom Unteren zum Oberen Belvedere erhebend. Vor den Toren hat sich eine lange Schlange mit Touristen gebildet, denn hier werden einige der wichtigsten Werke österreichischer Kunst ausgestellt, so zum Beispiel auch „Der Kuss“ von Gustav Klimt, der zweifellos zu den bedeutendsten Kunstwerken des Belvederes zählt. Die Dauerausstellung in dem herrlichen Rahmen ist ein großer Anziehungspunkt, auch für heimisches Publikum, aber ab Februar wird es eine weitere hochkarätige Schau geben, die gemeinsam mit dem Van Gogh Museum Amsterdam zusammengestellt wurde und auf die ich mich schon freue und die ich keineswegs versäumen möchte!
Was macht das Schiff auf dem Dach?
Besichtigen macht hungrig! In nur wenigen Schritten ist das hippe Hotel Daniel erreicht, wo ein Mix aus Café, Restaurant, Bar, Shop und Lounge Gäste erwartet. Die Speisekarte ist international und offeriert auch Vegetariern eine schöne Auswahl. Urbaner Stil und smarter Luxus herrschen vor, die Aussicht auf das Schloss Belvedere, das ja übersetzt so viel wie schöne Aussicht bedeutet, ist besonders von der Belvedere Suite sensationell, aber auch eine Übernachtung im Trailer, der vor dem Hotel steht, ist außergewöhnlich. Im 7. Stock, auf dem Dach also, ist ein Boot gestrandet, was die Frage aufwirft: Wie kommt es da rauf? Es handelt sich um ein Kunstwerk von Erwin Wurm, und die Idee dahinter lautet: Die Dinge sind nämlich nicht immer so, wie sie auf den ersten Blick scheinen
Gestärkt geht es weiter, wir durchqueren den Schweizergarten, der im Stil eines englischen Gartens gestaltet ist und nach dem Ersten Weltkrieg zur Erinnerung an die Hilfssendungen aus der Schweiz so benannt wurde. Ziel ist das Belvedere 21, ein Schauplatz für Kunst der Gegenwart, Film und Musik sowie ein weiterer urbaner Treffpunkt in einer Architekturikone aus der Nachkriegsmoderne. Das Gebäude wurde ursprünglich als Österreich-Pavillon für die Weltausstellung 1958 in Brüssel vom Wiener Architekten Karl Schwanzer geplant und dann später im Schweizergarten wieder aufgebaut und als Museum des 20. Jahrhunderts bzw. als Dependance des aus ihm hervorgegangenen Museums moderner Kunst (MUMOK) verwendet. Das 20er Haus, später 21er Haus, wie es im Volksmund genannt wurde, zählte ab 2011 zur Österreichischen Galerie Belvedere, seit 2018 wurde es in Belvedere 21 umbenannt und wird auf drei Ebenen für zeitgenössische Kunst genutzt, auch ein komplett erhaltenes Kino aus den 1950er-Jahren, das einzige übrigens, steht für ein umfangreiches Kunstvermittlungsprogramm zur Verfügung.
Momentan wird eine Schau (bis 12. März 2023) von Gerwald Rockenschaub gezeigt, eine gleichermaßen minimalistische wie komplexe und äußerst präzis inszenierte Reizüberflutung, die genaueres Hinschauen verlangt.
Gleich vis-à-vis befindet sich das vom italienischen Star-Architekten Renzo Piano entworfene Hotel Andaz Vienna Am Belvedere (gehört zur „World of Hyatt“). Die Aurora Rooftop Bar ist ein guter Ort, um den Tag mit 800 Jahren Kunstgeschichte im Belvedere an drei Standorten ausklingen zu lassen. Der Blick von oben auf das herrliche Schloss ist schier unglaublich, der Kontrast des modernen Lifestyles in Kombination mit der Geschichte von Prinz Eugen erzeugt einen unwiderstehlichen Charme – ein Wien-Tag, der sich anfühlt wie Urlaub!
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