Verhafteter Mafiaboss

Schulfreund ermöglichte Denaro langjährige Flucht

Ausland
18.01.2023 18:25

Ein Schulfreund hat dem verhafteten Mafiaboss Matteo Messina Denaro ein Leben unter falscher Identität in Sizilien ermöglicht. Das berichteten die Ermittlerinnen und Ermittler am Mittwoch. Der Freund habe Denaro seine eigene Identität „geliehen“ und ihm eine 60 Quadratmeter große Wohnung in Campobello di Mazara gekauft.

Das Geld gab ihm Denaro. Der Freund Andrea Bonafede, ein 59-jähriger sizilianischer Landvermesser, hatte Denaro auch seinen Ausweis und seine Gesundheitskarte geliehen. Mit diesen Dokumenten ließ sich der Mafiaboss in einer Privatklinik in Palermo wegen eines Dickdarm-Tumors behandeln.

Denaro ging unerkannt einkaufen und in Restaurants
Er führte ein „durchaus normales Leben“ in der kleinen Ortschaft in der sizilianischen Provinz. Denaro ging einkaufen, besuchte Restaurants und empfing Frauen, berichteten die Ermittlerinnen und Ermittler. Sie durchsuchten sein Versteck und fanden unter anderem elegante Möbel, teure Markenkleider, Luxusparfüms, Ray-Ban-Brillen, Viagra-Tabletten und Kondome. Der Mafiaboss soll sein Leben lang zahlreiche Freundinnen gehabt und schöne Frauen geliebt haben.

Mafiaboss Matteo Messina Denaro kurz vor seiner Festnahme in einer Privatklinik (Bild: AP)
Mafiaboss Matteo Messina Denaro kurz vor seiner Festnahme in einer Privatklinik
Die italienische Polizei hat den Chef der sizilianischen Cosa Nostra, Matteo Messina Denaro, verhaftet. (Bild: AP)
Die italienische Polizei hat den Chef der sizilianischen Cosa Nostra, Matteo Messina Denaro, verhaftet.

Die Polizei versucht derzeit, die vergangenen Monate von Messina Denaros Flucht zu rekonstruieren und zu verstehen, wie er ein Jahr lang der Festnahme entgehen konnte, während er in einer der am stärksten kontrollierten Städte Italiens wohnte. Campobello di Mazara ist eine der Ortschaften, auf die sich die Suche nach dem Cosa-Nostra-Boss konzentrierte. Hier wurde am Mittwoch auch ein weiteres Versteck des Bosses gefunden.

Bindeglied im Kokainhandel
Messina Denaro gilt als letzter großer Boss der Cosa Nostra, aber auch als Bindeglied zur kalabrischen ‘Ndrangheta, gerade im Kokainhandel. Die Ermittlerinnen und Ermittler hoffen, dass er zum Kronzeugen wird, um sich die schweren Haftbedingungen zu ersparen, die für prominente Mafiosi vorgesehen sind. Wie berichtet, ist der Mafiaboss schwer krank und soll sich auch in dem Hochsicherheitsgefängnis der Abruzzen-Stadt L‘Aquila einer Chemotherapie unterziehen. Dort ist er seit Montag inhaftiert.

Ermittlungen gegen vier weitere Personen
Zusätzlich zu Denaro ermittelt die Polizei in Zusammenhang mit dem Fall gegen vier weitere Personen. Unter ihnen sind der genannte Freund Andrea Bonafede, der Arzt, der Denaro behandelt hat, und ein Olivenhändler, der den Mafiaboss mit dem Auto zur Behandlung in die Klinik brachte. Inzwischen wird auch gegen einen zweiten Arzt ermittelt. Am Montag wurde die Onkologie-Abteilung des Krankenhauses der Stadt Trapani, in der Messina Denaro eine Zeit lang behandelt wurde, durchsucht.

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