Trotz massiver Abhängigkeiten von Russland scheint zumindest für diesen Winter das Gas-Schreckgespenst hierzulande verflogen zu sein. Der Energiekrise zum Trotz sollte der Speicherstand nämlich auch im April über jenem des Vorjahres liegen - für den laufenden Winter drohe daher keine Gas-Mangellage mehr, wie das Austria Gas Grid Management (AGGM) am Donnerstag vorrechnete.
Die Speicher sind aktuell zu 87 Prozent gefüllt, das entspricht 83 Terawattstunden (TWh) Gas. Ein hoher Speicherstand nach dem Winter ist im Sinne der Versorgungssicherheit aber trotzdem „fundamental“, hieß es weiter. Das russische Gas zu ersetzen sei eine „Riesen-Herausforderung“, insbesondere wenn die Speicherstände niedrig sind.
Es braucht trotzdem mehr Lieferquellen
Die Fachleute rechnen aus derzeitiger Sicht damit, dass die Speicher nach dem Winter im April in etwa noch über einen Füllstand zwischen 40 und 60 Prozent verfügen werden. Nach dem vorigen Winter waren es nur rund 20 Prozent gewesen.
Um die Diversifizierung der Versorgung wie politisch vorgesehen zu erreichen, brauche es daher auch die Diversifizierung der Gas-Infrastrukur, betonten die AGGM-Vorstände Bernhard Painz und Michael Woltran. Es geht darum, mehr Gas, im Idealfall grünes Gas - und in weiterer Zukunft auch Wasserstoff - aus Deutschland und Italien nach Österreich zu bringen.
Derzeitige Transportkapazitäten nicht zukunftsfit
Aber: „Mit den derzeit verfügbaren Transportkapazitäten aus Deutschland und Italien ist eine ausreichende Diversifizierung der Lieferquellen für Gas nicht möglich und kann das Speicherziel von 90 Prozent nicht erreicht werden“, heißt es zu der gewünschten Wiederauffüllung ab April bis November 2023 in einer Szenario-Rechnung der AGGM, wenn kein Gas zum Knotenpunkt Baumgarten in Niederösterreich kommt und Exporte in die Nachbarländer wie 2022 weitergehen.
Es brauche also nicht nur eine rasche Realisierung von zusätzlichen Importmöglichkeiten, sondern es gehe auch um die Integration von erneuerbaren Gasen (Biomethan und Wasserstoff) in das Energiesystem. Im Gasnetz kann beides transportiert werden. Bei der WAG-Pipeline brauche es aber auch noch Lückenschlüsse zum zweistrangigen Ausbau in Ober- und Niederösterreich.
Abhängigkeit von Russland noch immer groß
Der Anteil von russischem Gas hat 2022 in Österreich noch immer rund 70 Prozent ausgemacht. Im Februar und März kamen sogar nochmals mehr Mengen aus Russland beim Gas-Hub in Baumgarten an als 2021. Dann brachen die Lieferungen von russischem Gas infolge der russischen Invasion in der Ukraine und einhergehender westlicher Sanktionen allerdings ein.
Von April bis August flossen - grob gerechnet - jeweils die halben Mengen nach Österreich als im Jahr davor, seit September etwa noch ein Drittel der monatlichen Mengen. Beispiel Dezember: 2021 kamen 32,9 TWh an, 2022 dann nur noch 12,3 TWh.
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