Weltwirtschaftsforum

Selenskyj: „Weiß nicht, ob Putin noch lebt“

Ausland
19.01.2023 16:40

Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, hat am Donnerstag mitgeteilt, nicht zu wissen, mit wem er Verhandlungen durchführen soll - denn er sei sich nicht sicher, ob Russlands Staatsoberhaupt, Wladimir Putin, überhaupt noch am Leben ist.

Beim Weltwirtschaftsforum in Davos, einem der renommiertesten Jahrestreffen der Welt, ließ Selenskyj mit ungewöhnlichen Worten aufhorchen:

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„Heute weiß ich nicht genau, mit wem ich sprechen soll und über was. Ich bin mir nicht sicher, ob wirklich der russische Präsident vor der Kamera sitzt, dass es wirklich er ist. Ich verstehe nicht wirklich, ob er noch lebt, ob wirklich er die Entscheidungen trifft, oder wer dies letztlich tut. Was für ein Personenkreis? Ich habe keine Ahnung.“

Wolodymyr Selenskyj

Diese Aussage begründete er damit, dass es für ihn unverständlich sei, wie man den europäischen Spitzenpolitikern zuerst etwas versprechen, und am nächsten Tag einen Angriffskrieg beginnen könne. „Ich weiß einfach nicht, mit wem wir es zu tun haben“, führte er weiter aus. Selenskyj gab zudem zu verstehen, dass er nicht wisse, mit wem man „Friedensgespräche“ führen solle - „denn mit wem?“, frage er sich. „Ich denke, Russland sollte zuerst jemanden finden und dann etwas anbieten“, schloss er.

Während seiner gesamten Amtszeit habe die Ukraine alles unternommen, um das Land mit diplomatischen Mitteln zu befreien und sich stets gesprächsbereit gezeigt. „Aber man wollte das nicht, hatte keine Zeit, glaubte uns nicht oder stellte Bedingungen“, so Selenskyj.

Aus dem Kreml hieß es, dass Russland und Putin ein großes Problem für die Ukraine und ihren Präsidenten seien. Für Putins Sprecher Dmitri Peskow gibt es eine einfache Formel - je früher sich Kiew bereit zeigt, die Forderungen Russlands zu erfüllen, umso eher würde sich das ukrainische Volk wieder „von der Tragödie, die das Kiewer Regime inszeniert“, erholen.

Putins Sprecher Dmitri Peskow lässt immer wieder mit harten Worten aufhorchen. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Putins Sprecher Dmitri Peskow lässt immer wieder mit harten Worten aufhorchen.

Zu Selenskyjs Mutmaßungen gab Peskow zu verstehen, dass Putin erst am Donnerstag ein Eisbad genommen habe. Am 19. Jänner wird in Russland Epiphanias, das Täuferfest, begangen. Millionen orthodoxer Christen gehen an dem Tag traditionell im Eis baden, um sich von ihren Sünden reinzuwaschen. Auch der Kremlchef zeigt sich seit einigen Jahren gern bei der Prozedur vor der Kamera. Allerdings gab es diesmal kein Foto davon.

Putin beim traditionellen Eisbad (Archivbild) (Bild: AP)
Putin beim traditionellen Eisbad (Archivbild)

Ukrainischer Geheimdienstchef ging von mehreren Doppelgängern aus
Der ukrainische Militärgeheimdienstchef Kyrylo Budanow hatte einmal gemutmaßt, dass Putin mehrere Doppelgänger habe. Tatsächlich hatte der russische Präsident auch einmal geäußert, dass ihm aus Sicherheitsgründen in der Vergangenheit die Nutzung eines Doppelgängers bei offiziellen Terminen ans Herz gelegt worden sei. „Die Idee kam auf, aber ich habe auf Doppelgänger verzichtet“, meinte er dazu.

Wie wahrscheinlich sind Friedensgespräche?
Die russische Führungsspitze hat sich wiederholt zu Friedensgesprächen bereit erklärt. Ihrer Meinung nach findet wegen Kiew kein Dialog statt. Zugleich wurde darauf verwiesen, dass Verhandlungen nur zu den Bedingungen Russlands stattfinden könnten - unter anderem stehe die Rückgabe der von Moskau annektierten Gebiete nicht zur Diskussion. Die Ukraine wiederum zeigte sich nicht bereit für Ultimaten und Verhandlungen mit dem derzeit amtierenden Präsidenten Russlands.

Laut der Internetzeitung „Meduza“ will sich Putin nicht von seinen Ansprüchen auf ukrainisches Territorium lossagen. Angeblich versuche er nur, mit in Aussicht gestellten Verhandlungen Zeit zu gewinnen - für die Vorbereitung einer neuen Offensive an der Front.

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