Vincent Kriechmayr ist nun auch Sieger einer Abfahrt in Kitzbühel. Der Ski-Weltmeister gewann am Freitag zum Auftakt des Hahnenkamm-Wochenendes mit 0,23 Sek. Vorsprung auf den mit Startnummer 43 überraschenden Südtiroler Florian Schieder, Dritter war der Schweizer Niels Hintermann (+0,31). Für Kriechmayr war es der 15. Weltcup-Erfolg. Einige große Namen, allen voran Aleksander Aamodt Kilde und Marco Odermatt, hatten bei schlechter Sicht große Schwierigkeiten.
31-mal stand der 31-jährige Kriechmayr im Ski-Weltcup bereits am Podest, es war sein dritter Sieg in der laufenden Saison. Neben den beiden Weltmeister-Titeln in Cortina d‘Ampezzo 2021, wo er in beiden Speed-Disziplinen reüssiert hatte, zählt der Erfolg auf der wohl legendärsten Abfahrt auf der Tour zu den größten Erfolgen in der Karriere des Oberösterreichers. Auch andere Abfahrtsklassiker wie Wengen, Gröden und Bormio hat das Kraftpaket aus dem Mühlviertel bereits für sich entschieden. In Kitzbühel gewann er 2021 einen Super-G.
Die Fahrt „war hundert Prozent Risiko. Perfekt war sie nicht“, meinte Kriechmayr im Zielraum und führte dann als Beleg seinen Ritt in der Querfahrt an. „Ich war beim Tor in der Traverse nicht dabei und habe deswegen das Tempo in den Zielschuss nicht mitnehmen können. Da ist sicher noch was drinnen. Oben in der Fläche weiß ich nicht genau, warum ich so viel Zeit verloren habe. Aber sonst war ich voll am Limit, es war sicher eine sehr, sehr, sehr gute Fahrt.“ Zuletzt hatte er die Plätze 17, 13 und 13 in Kitz-Abfahrten in die Bücher gebracht und sich daher heuer nicht zum Favoritenkreis gezählt.
Das Ergebnis:
Nächstbester Österreicher war Otmar Striedinger (+0,88) auf Rang 14. „Gut, aber nicht sehr gut“, beschrieb der Kärntner seine Fahrt. „Das U-Hakerl habe ich nicht so richtig mitgenommen und bei Seidlalm und Oberhausberg ziemlichen Rückstand aufgerissen.“ Kilde, der Führende im Abfahrtsweltcup, belegte bei schlechter Bodensicht unter bewölktem Himmel, aus dem es zunächst immer wieder leicht schneite, den 16. Platz.
Schreck bei Topstars
Der Norweger bewegte sich trotz einer kleinen Fraktur in der Hand, die er sich am Donnerstag im Training zugezogen hatte, am Limit und machte auf Kriechmayr konstant Zeit gut. In der allerletzten Kurve war er aber zu direkt und vermied gerade noch einen bösen Sturz. Odermatt verriss es im Steilhang die Ski, er konnte sich nur mit Glück und Instinkt auf den Beinen halten. Für den Gesamtweltcup-Leader war das Rennen danach aber gelaufen. Im Ziel humpelte der Schweizer, der mit 3,2 Sekunden Rückstand als 54. punktelos blieb, und machte sich bald aus dem Staub.
Die besten Bilder:
Daniel Hemetsberger drückte es in der Querfahrt nach hinten, dabei verlor er die Ideallinie. „Da habe ich richtig Glück gehabt, dass ich jetzt da stehen kann. Und im Mittelteil habe ich einfach zu viel verloren“, meinte der Oberösterreicher, der als 33. 1,65 Sekunden hinter seinem engeren Landsmann Kriechmayr zurücklag. „Das tut richtig weh. Die Sicht war richtig schlecht, aber das hindert mich normal nicht daran, dass ich aufs Gas steig‘.“
Nur zwei Österreicher fuhren in die Punkteränge. Stefan Babinsky (43.) und Andreas Ploier (45.) gingen wie auch Julian Schütter (48.) leer aus. Schütter hatte Pech, da er mit einer aussichtsreichen Zwischenzeit abgewunken wurde, weil der direkt vor ihm ins Rennen gegangene Henrik Röa im Zielschuss zu Sturz gekommen war. Der Norweger wurde per Helikopter abtransportiert, Schütter mit einem anderen Hubschrauber wieder ins Starthaus gebracht. Bei seiner zweiten Ausfahrt hatte er jedoch bereits nach dem ersten Gleitstück großen Rückstand.
Sensationsmann
Schieder war da schon im Ziel und freute sich, nachdem er die etwas schneller werdende Piste ausgenutzt hatte, über sein erstes Podest im Weltcup. Davor hatten zwei 13. Weltcup-Plätze die größten Glücksgefühle beim 27-Jährigen verursacht. Hintermann hatte bereits im März 2022 in Kvitfjell eine Abfahrt und vor sechs Jahren überraschend in Wengen die Kombination gewonnen. Sein Teamkollege Beat Feuz kam im vorletzten Rennen seiner Karriere auf den 28. Platz.
Am Samstag ist eine weitere Abfahrt angesetzt, sofern das Wetter mitspielt. Dieses Rennen gilt dann als traditionelle Hahnenkammabfahrt. Am Sonntag steht der ebenfalls mit viel Tradition ausgestattete Slalom auf dem Ganslernhang auf dem Programm.
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