Der Top-Wissenschafter Franz Essl kennt das Jaidhaus-Tal wie seine Westentasche. Er schrieb darüber auch seine Diplomarbeit. Von den geplanten Erdgasförderungen hält er nichts.
Der Biodiversitätsforscher Franz Essl (50) wurde kürzlich zu Österreichs „Wissenschafter des Jahres“ gewählt. Dass er Mitte der 1990er-Jahre eine Diplomarbeit über die Vegetation im Jaidhaus-Tal geschrieben und dafür zwei Sommer lang akribisch auch vor Ort geforscht hatte, macht ihn zu einem unumstrittenen Kenner des Areals. „Eine so artenreiche und gut erhaltene Wiesenlandschaft ist in Oberösterreich wohl sonst nirgendwo mehr zu finden“, sagt Essl, der vor zwei Jahren auch eine Masterstudentin betreut hatte, die ebenfalls über die Pflanzenvielfalt des Jaidhaus-Tals forschte.
500 Pflanzenarten
„Man findet hier 500 Pflanzenarten, eine Vielfalt an Insekten und seltenen Schmetterlingen“, erklärt Essl. Der Großteil der artenreichen Blumenwiesen sei auch nie gedüngt worden. „Es gibt Narzissenwiesen und Wiesen, auf denen fünf verschiedene Orchideenarten vorkommen.“ Auch seltene Heuschrecken – wie der Warzenbeißer – leben hier.
Die Auswirkungen dieses Projektes auf die umgebende Landschaft sind schwer eingrenzbar. Ich bin schon besorgt.
Uni-Professor Franz Essl (50)
Appell an das Land OÖ
Die von der australischen Firma ADX Ltd geplanten Erdgasbohrungen betrachtet er mit Sorge. „Ein derartiges Großprojekt in einer so wertvollen, artenreichen Landschaft hat sicherlich auch ökologische Auswirkungen auf die Flächen rundum“, betont Essl. So müssten etwa Rohrleitungen errichtet und Straßen adaptiert werden. Es komme zu Lärm- und Schmutzbelastungen durch Abwässer, Schmiermittel und Öl. „Und wenn gasführende Schichten angebohrt werden, tritt auch Gas aus. Wobei das treibhauschädigende Methan ein wesentlicher Bestandteil von Gas ist.“ Dem Land OÖ legt Essl nahe, anstatt auf fossile Energie massiv auf den Ausbau von Wind und Solar zu setzen. „Das wäre zukunftsweisender, denn OÖ liegt hier nicht im Spitzenfeld.“
Treffen mit ADX-Vertretern
In Molln haben sich am Mittwoch zwei ADX-Chefs mit Bürgermeister Andreas Rußmann sowie den Gemeindevorständen getroffen. „Wir wurden über den weiteren Verfahrensverlauf aufgeklärt“, berichtet Rußmann. Das Unternehmen sei nun darum bemüht, das Genehmigungsverfahren für die erste Probebohrung – sie soll im August beginnen – abzuarbeiten. „Die Wasserrechts- und Naturschutzabteilung des Landes müssen das entscheiden, wir als Gemeinde sind da nicht involviert. Zum Verlauf etwaiger Pipelines gab es noch keine Auskunft.“
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