Die „Sprachpolizei“ hat erneut zugeschlagen: Statt Afroamerikaner heißt es jetzt „Schwarzer“ und aus den USA kommende Menschen sind keine Amerikaner, sondern Bürger der Vereinigten Staaten - zumindest wenn es nach der Elite-Uni Stanford aus Kalifornien geht. Diese sorgte jüngst mit ihrer „Harmful Language List“ (dt.: Liste verletzender Wörter) für so hohen Puls in der Bevölkerung, dass diese wieder zurückgezogen werden musste.
Die Nachbeben der Empörung sind noch zu spüren. Der nationale Stolz der „Americans“ leidet unter der Sensibilität der politischen Korrektheit. Auch in Österreich gibt es ähnliche sprachliche Leitfäden: Die Uni Wien unterrichtet Studierende, keine Studenten. Im Sozialbereich gilt seit Jahren die Vorgabe, das Wort „Behinderte“ durch „Menschen mit Behinderung“ zu ersetzen.
„Die Sprache ändert sich ständig“
Keiner ist vor der „Sprachpolizei“ auch in Österreich sicher. Debatten um die politische Korrektheit von altbackenen Begriffen und neumodischen Pronomen wie Xier und Xies verdrehen hierzulande allerlei Zungen. Übertriebene Sensibilität in der Gesellschaft oder Notwendigkeiten der neuen Zeit?
Die Sprache ändert sich ständig, sensible Sprache allein verändert aber nicht die Wirklichkeit.
Linguist Hannes Fellner
Laut Linguist Hannes Fellner von der Universität Wien (s. Interview re.) ist in der Sprachwissenschaft nur eines gewiss: „Die Sprache ändert sich ständig, sensible Sprache allein verändert aber nicht die Wirklichkeit.“
Ende des Genderwahnsinns nicht in Sicht
So sagt die junge Generation Tomate statt Paradeiser und „cringe“, wenn etwas peinlich ist. „Sprache reflektiert die Welt, wie wir sie wahrnehmen, ist aber nicht in der Lage, sie zu verändern“, bestätigt auch Sprachforscher Heinz-Dieter Pohl. Sprich: Auch wenn geschlechterspezifische Sprachgebräuche gut gemeint sind, sorgen sie nicht für Geschlechtergleichheit.
Ist ein Ende des Genderwahnsinns in Sicht? Vorerst wohl nicht. Experte Fellner betont: Als Vorbild sei die Sprache wichtig, um Veränderungen ins Rollen zu bringen. Binnen-I, Gendersternchen und Xiers bleiben vorerst - zumindest bis der nächste Trend im Ansturm ist.
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