Seit fast sechs Jahrzehnten lebt Hermann Allerstorfer in Hawaii (USA). Der 97-jährige Burgenländer blickt auf ein abwechslungsreiches Leben auf mehreren Kontinenten zurück. Was er am Burgenland vermisst. Kontaktpflege zwischen der alten und neuen Heimat betreibt auch Christian Sagartz in New York...
Eine halbe Autostunde von der Hauptstadt Honolulu entfernt befindet sich das Haus der Familie Allerstorfer an einem Strand an der Nordseite der Insel Oahu. Hausherr Hermann hat hier mit seiner jung gebliebenen Gattin Eva schon viele Gäste aus dem Burgenland empfangen. „Ich freue mich jedenfalls sehr, wenn Besucher aus der alten Heimat kommen“, meint er.
Vom Südburgenland in die große weite Welt
Geboren ist Allerstorfer in Heiligenkreuz im Lafnitztal. Sein Vater war Gendarm. Lebhaft erzählt er, wie die Familie in Tschanigraben wohnte und er täglich zu Fuß in die Hauptschule nach Güssing ging. Später wurde der Vater nach Stegersbach versetzt und die Familie zog mit.
Allerstorfer lernte dort bei einem Uhrmachermeister. Später war er für eine Schweizer Firma in Indien tätig. Dort lernte er seine Frau Eva kennen, eine gebürtige Berlinerin, die in Argentinien aufgewachsen war.
Hals über Kopf verliebt, erfolgte die Hochzeit in Bombay. Über Argentinien und Kaliforniern führte der Weg die Familie schließlich nach Hawaii. „Wir Burgenländer sind eben ein Wandervolk“, meint Allerstorfer mit einem Schmunzeln, wenn er auf sein Leben zurückblickt.
Rot-weiß-roter Botschafter
Mit Fleiß und Geschick brachte es der Südburgenländer als Uhrmacher und Juwelier in den USA zu Wohlstand. Heute vermietet er mit seiner Frau noch Apartments. Ihren vier Kindern lehrten sie nicht nur die deutsche Sprache, sondern „erzogen sie auch zu Weltbürgern“.
Treue der Heimat
Allerstorfer blieb seiner rot-weiß-roten Heimat und dem Burgenland auch im Pazifik stets treu. Er war viele Jahre Obmann des Österreicher-Clubs auf Hawaii und ist aktives Mitglied der Burgenländischen Gemeinschaft - dem Weltbund der Burgenländer. Dafür wurde er vielfach geehrt und ausgezeichnet.
Oft sind Johann Kropf, der aus Inzenhof stammt, und seine Frau Roswitha, eine Grazerin, bei den Allerstorfers zu Besuch. Sie wohnen nur ein einige Kilometer entfernt und genießen ebenfalls den Ruhestand.
Brot von daheim fehlt
Vermisst wird nur das gute Brot aus der alten Heimat: „Umso mehr freut es uns, dass es jetzt einen Betrieb in der Nähe gibt, der es nach österreichischer Art bäckt“, meint Kropf. Gemeinsam schwelgt man oft in Erinnerungen.
Es ist schön zu sehen, wie toll sich das Burgenland in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat.
Hermann Allerstorfer
Pannonisches Flair mitten im Big Apple
„Heimat ist kein Ort, sondern vielmehr ein Gefühl.“ Europa-Abgeordneter Christian Sagartz weiß, wovon er spricht. Diese Erkenntnis nahm er von einer USA-Reise mit. Er traf Peter Drauch, der aus Zahling im Bezirk Jennersdorf stammt und sich als Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft in New York engagiert.
„Gemeinsam wollen wir 2023 neue Akzente setzen, um die Kontakte nach Hause zu pflegen“, kündigt Drauch an. Wegen Covid seien alle Bemühungen eingeschränkt gewesen, sagt er. Tausende Auslandsburgenländer hatten vor Jahrzehnten in Amerika ein neues Leben begonnen, wollten aber stets, dass das Band zwischen Familie und Freunden daheim nicht reißt.
Programme für Schüler
„Viele fühlen sich immer noch sehr verwurzelt. Diese Verbindungen wollen wir ausbauen und für die nächsten Generationen stärken", betont Sagartz. Angedacht sind Sommerprogramme für Schüler und Delegationsreisen mit Wirtschaftstreibenden.
Zwei große Auswanderungswellen prägten das Burgenland, Ende 19. Jahrhundert und in den 1920er-Jahren. 80.000 Menschen verließen ihre Heimat, viele zog es in die USA. „In New York hat das Burgenland eine große, gut organisierte Gemeinschaft. Nach wie vor haben die deutsche Sprache, der Zusammenhalt, Kultur und Tradition einen hohen Stellenwert“, erklärt Sagartz.
Generalkonsulin aus Donnerskirchen
Eine starke Fürsprecherin hat das Burgenland mit Generalkonsulin Helene Steinhäusl. Die Top-Diplomatin und US-Burgenländerin ist auch in Donnerskirchen beheimatet. Sie ist bestens informiert über ihr Zuhause. Ihr Neffe ist in der Gemeindepolitik tätig.
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