Innsbrucker Studenten werden manchmal beschuldigt, der Grund für die hohen Mieten zu sein. Doch auch für sie ist das Wohnen in der Tiroler Landeshauptstadt kaum leistbar.
Welchen Preis sind junge Menschen bereit zu zahlen, um in Innsbruck studieren zu können? „Studentisches Wohnen in Innsbruck“ war das Thema der Podiumsdiskussion, zu der die AktionsGemeinschaft (AG, ÖVP-nahe Studierenden-Fraktion) kürzlich geladen hatte. Im Saal der Akademischen Verbindung Austria Innsbruck, unter den Gemälden verstorbener Habsburger, trafen sich Markus Pollo, Neue Heimat Tirol (NHT), Universitätsprofessor Andreas Vonkilch als Mietrechtsexperte, Julius Timmermann von der ÖH Innsbruck und Muhammed Durmaz, Bundesobmann der AG, als Moderator. Zwischen 20 und 30 Personen waren als Zuhörer anwesend.
Wenn die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt, gehen die Preise in die Höhe.
Andreas Vonkilch
Viele Studenten sind geschockt von Preisen
„30 Quadratmeter für 760 Euro Miete im Monat“, bringt Durmaz gleich ein aktuelles Beispiel, um die Situation in Innsbruck zu schildern. „Viele Studenten sind wegen der Mietpreise geschockt, wenn sie nach Innsbruck kommen. Die Befürchtung, dass die Zukunft von Innsbruck als Studentenstadt gefährdet ist, ist berechtigt“, schildert Timmermann die Lage.
Warum hat Innsbruck so hohe Mieten? Pollo von der NHT bringt es auf den Punkt: „Durch die Berge sind die geografischen Möglichkeiten begrenzt. Außerdem haben wir viel Zuzug: Tirol ist saugeil.“ Vonkilch fügt an: „Wenn die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt, gehen die Preise in die Höhe.“
Leerstandsabgabe sei kein großer Wurf
Eine Hoffnung für eine Entspannung bei den Mietpreisen ist die Leerstandsabgabe. Vonkilch sieht aber keinen großen Wurf: „Die Leerstandabgabe ist sehr ideologisch und politisch kontrovers. Es wäre eine geeignete Variante, um mehr Angebot zu schaffen, aber das Land darf nur so viel verlangen, dass es nicht wirklich weh tut. Ansonsten wird es zur Bundesangelegenheit.“
Innsbrucker Wohnungen als Kapitalanlagen
Beispielsweise muss der Eigentümer bei einer leer stehenden Wohnung von 30 bis 50 Quadratmeter mindestens 40 und höchstens 100 Euro im Monat bezahlen. Für Eigentümer könnte sich das also trotzdem noch rechnen. „Viele haben Wohnungen als Kapitalanlage. Es gibt eine jährliche Wertsteigerung, manche betreiben das als Geschäftsmodell.“ Die NHT bringt ein neues Projekt „WG-Wohnen“ auf den Plan, 96 Plätze wird es geben, eine 2-Zimmerwohnung mit 50 Quadratmeter für 760 Euro.
Wettberwerbsnachteil für Familien
Denn eines sei auch klar: Auf dem freien Markt haben Familien gegenüber Studenten einen Wettbewerbsnachteil, wie Pollo und Vonkilch erklären, denn von Studenten kann man pro Zimmer 500 Euro verlangen, doch für eine Familie kann eine 3-Zimmerwohnung um 1500 Euro unleistbar sein. Auf die Frage hin, was die Herrschaften machen würden, wenn sie einen Tag lang Bürgermeister wären, würde Vonkilch dafür sorgen, dass alle Gesetzesverstöße beim Thema Wohnen geahndet werden, denn er vermute viele Gesetzeswidrigkeiten.
Fix ist jedenfalls: Um in Innsbruck studieren zu können, zahlen Studenten einen hohen Preis.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.