Guten Morgen

Friedvoller Sturm | Affen und Schweine

Friedvoller Sturm. Nein, Wien ist - gottlob - weder Brasilia noch Washington. Bei uns stellten sich mehr als 25.000 Menschen selbst bei regnerischem Wetter bis zu drei Stunden an, um am vergangenen Wochenende das renovierte Parlament zu bewundern. Überwältigend auch das Interesse an den „Krone“-Spezialführungen: Viele tausend Leserinnen und Leser nahmen an unserer Verlosung  teil. Die glücklichen Gewinner waren begeistert von den besonderen Einblicken, die ihnen an zwei Abenden in der abgelaufenen Woche geboten wurden. Die Parlamente der USA und Brasiliens wurden bekanntlich auch gestürmt  - aber keineswegs friedlich, sondern mit roher Gewalt, in den USA waren sogar Todesopfer zu beklagen. Und in beiden Ländern wurde die Demokratie durch den Sturm des Mobs schwer ramponiert. Bei aller Unzufriedenheit mit der Politik hierzulande: Selbst in  einer der größten Vertrauenskrisen gegenüber der Volksvertretung stürmt man das Parlament nur friedvoll. Die Kritik am mehr als 400 Millionen Euro teuren Umbau bleibt (abgesehen von schrillen Tönen rund um den sauteuer angemieteten Sobotka-Flügel) leise. Die Österreicher sind wohl mehrheitlich stolz auf das Parlament. Doch es bleibt ein großes Aber.

Affen und Schweine. Wenn die Menschen hierzulande friedvoll das Parlament stürmen, dann heißt das eben noch lange nicht, dass sie auch stolz auf die Politiker sind, die dort wirken - und wie diese dort miteinander umgehen. Damit setzt sich in der Sonntags-„Krone“ auch Polit-Professor Peter Filzmaier auseinander. Politiker sollten sich inhaltlich streiten, findet er. Aber was tun sie in der Realität? Filzmaier: „Stattdessen beschimpfen sich Politiker aber auf der zutiefst persönlichen und oft kränkenden Ebene. Zugleich unterstellen sie einander die übelsten Dinge und miesesten Absichten.“ Der Politik-Analytiker verweist auch auf die zahlreichen Ordnungsrufe im Nationalrat, „weil Politiker sich wechselweise mit Ausdrücken vom Affen bis zum Schwein bezeichnen. Was aber passiert, wenn jeder ständig den jeweils anderen quasi als Sch…kerl hinstellt? Da dürfen sich unsere Parteien nicht wundern, dass die Mehrheitsmeinung entsteht, es würde in der Politik generell gewaltig stinken.“ Das aufwändig aufgemöbelte Parlament - es wurde zum echten Schmuckkästchen. Jetzt wären die Politiker am Zug, sie müssten beweisen, dieses Schmuckkästchens würdig zu sein. Die Ansprüche der Österreicher sind da berechtigterweise hoch - die Erwartungen allerdings niedrig.

Kommen Sie gut durch den Sonntag!

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