Die „Krone“ traf Salzburg-Trainer Matthias Jaissle in Marbella zum großen Interview Der 34-jährige Deutsche über das Trainingslager, das erste Spiel gegen Sturm Graz, den Umgang mit Druck und seinen weiteren Karriereplan.
Herr Jaissle, wie fällt Ihr Fazit zum Camp aus?
Ich bin sehr zufrieden und ziehe ein positives Fazit. Jeder hat gesehen, dass die Energie der Truppe von Anfang an super war.
Auf welche Dinge haben Sie besonderen Wert gelegt?
Wir gehen die verschiedenen Phasen im Spiel einmal durch in der Vorbereitung. Im Trainingslager ging es vor allem um das Umschalten offensiv und defensiv.
Gleich zum Start geht‘s im Cup gegen Sturm. Wäre Ihnen ein anderes Spiel lieber?
Ich sage es Ihnen danach, ob ich lieber mit einem Alles-oder-Nichts-Spiel oder einer normalen Partie ins Frühjahr rein starte (lacht). Als Trainer will man in einem Topspiel, dass die Mannschaft bei 100 Prozent ist. Gleich im ersten Spiel nach der Vorbereitung ist das allerdings schwer.
Hätten Sie noch gerne weitere Verstärkungen im Kader?
Wir haben den Ansatz, dass wir Augen und Ohren offenhalten. Wenn sich etwas ergibt, das Sinn macht, kann sich auf dem Transfermarkt etwas tun. Mein Job ist es aber, die Philosophie des Klubs mitzugehen und dazu gehören auch Abgänge wie jener von Max Wöber.
Welche Spieler sind bereit für den nächsten Schritt?
Ich bin der falsche Ansprechpartner. Da müssten Sie bei Christoph Freund fragen, warum sein Handy so oft klingelt und welcher Name dort am öftesten fällt. Wenn Spieler zwei, drei Jahre bei uns auf Top-Niveau unterwegs waren, sind sie oft bereit für den nächsten Schritt. Ich hoffe, dass wir in diesem Transferfenster keinen Abgang mehr haben.
Welche Ziele haben Sie heuer mit dem Verein?
Die Meisterschaft steht auch heuer an erster Stelle. Der Cup ist unglaublich schwer zu gewinnen, aber ebenfalls ein Ziel. Neben den Titeln ist für mich als Trainer die Entwicklung der Burschen enorm wichtig. Wenn ich sehe, dass einige auf einem ganz anderen Level als im letzten Jahr spielen, macht mich das stolz. Ich kenne sie teilweise seit der U18 und es ist schon speziell, wenn dann auf einmal große Klubs bei uns wegen ihnen anfragen.
Wie sehen Sie die Ausgangslage im Kampf um die beiden nationalen Titel?
Unsere Mannschaft ist im Vergleich zum vergangenen Jahr noch einmal deutlich jünger geworden, wir hatten wieder einen großen Umbruch im Sommer und waren in der Transferpolitik noch mutiger. Man muss aber auch neidlos anerkennen, dass es Sturm heuer sehr gut macht. Ich bin mir sicher, dass es bis zum Schluss in der Meisterschaft ein harter Kampf bleibt. Auch das Cup-Spiel wird uns alles abverlangen.
Ich würde Sie als einen Perfektionisten beschreiben. Wie gehen Sie mit Druck um?
Ich beschreibe mich ungern selbst, aber ich trage schon den Perfektionismus in mir. Da läufst du allerdings Gefahr, dass du schnell oder oft unzufrieden bist. Ich habe die Haltung, dass ich aus jedem Tag das Beste mache und dann kommt auch die Zufriedenheit. Wobei mich Siege natürlich zufriedener stimmen als Niederlagen. Aber es gibt auch Siege, mit denen ich aufgrund der Leistung nicht wirklich glücklich bin.
Wird es Ihr letztes halbes Jahr in Salzburg sein?
Grundsätzlich habe ich noch zweieinhalb Jahre Vertrag. Ich fühle mich unglaublich wohl in Salzburg, deswegen habe ich auch mit voller Überzeugung verlängert. Obwohl mir bewusst war, dass es schwieriger werden wird, weil ich wusste, dass der Verein diesen noch mutigeren Weg gehen wird. Das ist schon eine Herausforderung, aber darauf habe ich richtig Bock. Wie lange die Zusammenarbeit noch geht, ist im Fußball doch nie konkret vorherzusagen.
Welche Ziele verfolgen Sie noch in Ihrer Karriere?
Ich versuche über mein tägliches Tun zufrieden zu sein. Wenn ich im Training Dinge vermittle, die Jungs unterstütze und wir eine gute Energie haben, dann gehe ich mit einem positiven Gefühl vom Platz. Natürlich habe ich auch Ziele wie Titel zu gewinnen. Ich bin dankbar, dass ich nach dem ersten Jahr schon zwei im Sack habe. Ob es immer in der österreichischen Liga, in einer ausländischen Liga oder in meiner Heimat Deutschland ist, ist nicht in meinem Plan verankert. Ich will einfach im Hier und Jetzt leben und arbeiten. Perfekt ist man nie, aber man kann sich immer weiterentwickeln zu seiner besten Version. Wo es für mich dann endet, schauen wir mal. Sprechen wir in zehn Jahren in Marbella noch einmal, vielleicht bin ich dann noch immer mit Salzburg hier.
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