Medikamenten-Engpässe

Pharmabranche: Antibiotika sind viel zu billig

Österreich
23.01.2023 13:26

Viele Menschen zittern derzeit davor, krank zu werden. Der Grund ist der vorherrschende Engpass bei zahlreichen Medikamenten. Derzeit sind rund 600 Arzneimittel im Land gar nicht beziehungsweise nur sehr eingeschränkt verfügbar. Der Verband der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) pocht angesichts der dramatischen Lage einerseits auf eine Rückholung der Produktion nach Europa und andererseits auf eine Anpassung der Medikamentenpreise an die Inflation.

„Die jetzige Situation ist darauf zurückzuführen, dass wir extrem hohe Nachfrage haben nach Erkältungs- und Schmerzmitteln“, berichtete Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Krankheitswelle habe die Erwartungen der Expertinnen und Experten übertroffen. Bei einem Abklingen werde sich die Entspannung bei manchen Produkten wahrscheinlich schneller einstellen als bei anderen, die Produktionsanlagen würden jedenfalls auf Hochtouren laufen, betonte Pharmig-Vizepräsident Bernhard Wittmann.

Doch eine längerfristige Entspannung der Versorgungskrise könnten laut den beiden Branchenvertretern vor allem zwei Maßnahmen bewirken: höhere Preise und eine europäische Produktion. „Schmerzmittel und Antibiotika kosten teilweise weniger als eine Wurstsemmel“, sagte Herzog. Das habe die Produktion in den asiatischen Raum verlagert. „Das halten wir für nicht gut“, so der Pharmig-Generalsekretär, der mehr einen „Lieferengpass“ als einen „Versorgungsengpass“ sah. „Wir tun gut daran, lokale Versorgungen aufzubauen“, erläuterte auch Wittmann.

Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog (Bild: PHARMIG/APA-Fotoservice/Schedl)
Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog

Preisbildung: „Brauchen automatisierten Prozess“
„Was wir brauchen, ist, dass wir unsere Preise an die Inflationsrate anpassen können“, forderte der Branchenvertreter. Der Pharmaindustrie sei es in Österreich nicht gestattet, selbst die Preise anzuheben, sondern jedes Unternehmen müsse dann einen Antrag bei der Sozialversicherung stellen. Das sei ein mühsamer Prozess, der in der Regel negativ entschieden werde, erläuterte Herzog. Es brauche einen automatisierten Prozess.

Die heimischen Pharmaunternehmen hätten in den vergangenen zehn bis 20 Jahren „unglaublich viel investiert“, etwa in Qualitätssicherung und Fälschungssicherheit, sagte Wittmann. Das habe sich nicht auf der Preisseite niedergeschlagen. „Preise, die zehn, 20 Jahre gleich bleiben, das funktioniert nicht“, betonte er. Herzog warnte davor, dass man im österreichischen Erstattungssystem auf den Preis pro Packung schiele, statt den gesamtgesellschaftlichen Nutzen zu betrachten.

Grippewelle flacht ab
Die diesen Winter früh und massiv aufgetretene Grippewelle ist weiter am Abflauen. Die Zahl der Infektionen war aber nach wie vor vergleichsweise hoch, wie Daten aus der Vorwoche aus Wien zeigen. Der Gesundheitsdienst der Bundeshauptstadt schätzte für die Kalenderwoche 2 13.150 neue Fälle von Influenza und grippeähnlichen Erkrankungen (siehe auch Grafik oben). Das sind ähnlich viele wie am Höhepunkt der letzten Grippewelle vor der Corona-Pandemie in der Saison 2019/20.

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