50 Anzeigen, unter anderem wegen Ausbeutung und Steuerhinterziehung, hagelte es nach einer Großrazzia auf einer Basis eines internationalen Paketriesen im Salzburger Ennspongau. Der Paketriese schweigt, die Arbeiterkammer fordert harte Strafen und deDer Ortschef bedauert den Vorfall.
„Wir wissen selbst nichts Genaues. Nur, dass die Razzia auf unserem Betriebsgelände stattgefunden hat. Aber die Finanzpolizei überprüfte nicht unser Unternehmen„, hält der Sprecher einer Salzburger Spedition fest. Wie berichtet führte die Finanzpolizei im Dezember auf einem Pongauer Areal der Firma eine Großkontrolle durch. “Krone"-Recherchen zufolge ist nun klar, dass sich dieses in Radstadt befindet.
AK fordert harte Strafen für den Paketzusteller
Laut dem ansässigen Spediteur hatten es die Kontrolleure ausschließlich auf einen international tätigen Versanddienstleister abgesehen. Er agiert im Pongau vom Gelände der erwähnten Salzburger Spedition aus. Nach der unangekündigten Großkontrolle hagelte es insgesamt 50 Anzeigen gegen den Konzern. Die Firma geriet schon in mehreren Ländern in den Fokus von Behörden und Medien. „Krone“-Anfragen an den Paketriesen blieben bislang unbeantwortet.
Die Vorwürfe sind in Salzburg recht ähnlich zu jenen, die das Unternehmen auch international in die Schlagzeilen katapultieren. Die, laut Finanz oft scheinselbstständigen, Frächter hätten als Subunternehmer nicht nur knapp 80 Wochenstunden leisten müssen. Auch von Strafzahlungen bei Urlaub oder Krankheit ist die Rede. Betroffene gaben an, zu siebt in Matratzenlagern oder auf Rastplätzen zu schlafen. Die Liste an Übertretungen ist lange: Lohn- und Sozialdumping, Schwarzarbeit, Betrug, Arbeitskräfteausbeutung.
Mit welchen Folgen der Konzern nun rechnen muss, weiß AK-Präsident Peter Eder: „Das kann bis zum Entzug der Gewerbeberechtigung führen.“ Wichtig sei nun, dass sich die betroffenen Arbeitnehmer bei der Arbeiterkammer melden und die Bedingungen, unter denen sie arbeiten mussten, nicht verschweigen (siehe Interview unten).
Auch Christian Pewny (FPÖ), Bürgermeister von Radstadt, bedauert die Vorkommnisse. „Ich kann zu der Razzia aber nichts Genaueres sagen“, lässt Pewny wissen.
Interview mit Peter Eder von der Arbeiterkammer Salzburg. Er spricht mit der „Krone“ über die Folgen für ausbeuterische Arbeitgeber.
Herr Eder, mit welchen Konsequenzen muss ein Arbeitgeber rechnen, wenn Verstöße wie Scheinselbstständigkeiten oder Schwarzarbeit aufkommen?
Leider gibt es immer wieder solche Fälle, wo Menschen, besonders aus Drittstaaten, einfach ausgenutzt werden. Und die wissen dann nicht, an wen sie sich in Österreich wenden können. Der Arbeitgeber muss in dem Fall mit Konsequenzen rechnen. Das kann bis zu einem Gewerksberechtigungsentzug führen. Bei solchen Praktiken muss das Unternehmen ganz schnell abgestellt werden. Da wäre ich beinhart.
Wie wird dabei genau vorgegangen?
Man wird zunächst schauen, ob der Kollektivvertrag eingehalten wurde und auch die Sozialversicherung wird sich den Fall genau anschauen müssen. Aber wir als Arbeiterkammer können vorerst keine Schritte setzen, wenn sich die Betroffenen nicht bei uns melden.
Wie können Vorkommnisse, wie sie beim besagten Zusteller in Salzburg der Fall sind, vermieden werden?
Diese Zustände bei dem Paketdienstleister sind das Letzte! Das Unternehmen nutzt genau die Menschen massiv aus, die schutzbedürftig sind. Wir als Arbeiterkammer fordern schon lange besser Rahmenbedingungen für solche Betriebe. Zum Beispiel durch Tracking-Apps, die angeben, wann, wie lange und wo der Frächter seine Pausen macht. Es braucht Absicherungen für die Arbeitnehmer.
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