Tief im Innern eines interstellaren Nebels haben Wissenschaftler mithilfe des Weltraumteleskops „James Webb“ das kälteste je gemessene Eis entdeckt. Mit diesem Fund will ein internationales Forschungsteam dem Ursprung des Lebens einen Schritt näherkommen.
Das Eis war mit minus 263 Grad Celsius nur rund zehn Grad über dem absoluten Nullpunkt, wie eine am Montag im Fachmagazin „Nature Astronomy“ veröffentlichte Studie zeigt. Diese Entdeckung habe große wissenschaftliche Bedeutung, da Eis im Weltraum eine zentrale Rolle bei der Entstehung des Universums gespielt hat, heißt es.
Weltraum-Eis bildet sich lange vor Planeten selbst. Es entsteht tief im Innern von interstellaren Nebeln - Wolken aus molekularem Gas und Staub, die schließlich zusammenprallen, um Planeten zu bilden. In diesen Wolken ist es kalt genug, dass sich Frost auf Staubkörnern bilden kann.
In 500 Lichtjahre entfernter Molekülwolke gefunden
Mit dem James-Webb-Weltraumteleskop (JWST, Bild oben) haben die Forscher nun tiefer in einer solchen Molekülwolke Eis entdeckt als jemals zuvor. In der Studie konzentrierte sich das Team auf die über 500 Lichtjahre von der Erde entfernte Molekülwolke namens Chameleon I, in der sich derzeit Dutzende von jungen Sternen bilden. Sie befinden sich nahe dem Zentrum, in einer besonders kalten, dichten und deshalb schwer zu untersuchenden Region.
„Nur mit den hochpräzisen Infrarot-Spektrografen des Webb, die Strahlung dieser Wellenlängen exakt detektieren und aufschlüsseln können, waren diese Messungen möglich“, wird Studienmitautorin Maria Drozdovskaya von der Universität Bern in einer Aussendung der Hochschule zitiert.
Eis enthält „sozusagen Zutaten des Lebens“
Die Forscher haben dem Weltraum-Eis auch bereits erste Erkenntnisse herausgelockt. Sie maßen das Vorkommen verschiedener chemischer Elemente im Eis. Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel (siehe Grafik oben). „Diese Elemente sind wichtige Bestandteile präbiotischer Moleküle wie einfacher Aminosäuren - und damit sozusagen Zutaten des Lebens“, so Drozdovskaya.
Das Team fand weniger von diesen Elementen als sie, im Vergleich mit der Dichte der Wolke, erwartet hätten. Dies deute darauf hin, dass diese Elemente nicht ausschließlich in den eisigen Bestandteilen der Molekülwolken vorkommen, sondern auch anderswo lauern könnten.
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