Der aktuelle „Österreichische Krebsreport“, der am Dienstag präsentiert wurde, zeichnet ein durchaus positives Bild der Versorgung. Innovationen kämen bei den Patienten an, was sich auch bei den gestiegenen Überlebensraten ablesen lässt. Dennoch wäre die Hälfte aller Krebs-Todesfälle durch bessere Vorsorge vermeidbar.
„Wir dürfen sehr, sehr stolz sein, was in Österreich alles möglich ist, was alles gelingt“, unterstrich Wolfgang Hilbe, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO). So wurde in den vergangenen Jahren bei Tumoren der Niere, von Hals und Kopf sowie des Magens eine signifikante Verbesserung der Überlebenswahrscheinlichkeit erreicht, erläuterte Monika Hackl, Leiterin des Nationalen Krebsregisters.
Eine gute Prognose wird bei Brust-, Prostata-, Schilddrüsen- und Hodenkrebs erreicht. Hier liegt das kumulierte relative Überleben drei Jahre nach der Diagnose bei 90,6 bis 96,6 Prozent. Am anderen Ende des Spektrums finden sich Lungen-, Speiseröhren-, Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs mit 30,2 bis nur 15,6 Prozent, sagte Hackl.
Vorsorge ist das A und O
Vorsorge und Früherkennung kommen laut Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe, immer noch zu kurz. Um 50 Prozent aller Krebstoten in Europa zu vermeiden, müssten u.a. folgende Empfehlungen umgesetzt werden: Regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung zur Vermeidung von Fettleibigkeit, Impfungen gegen HPV, Hepatitis B und C, Vermeidung von Nikotin- und übermäßigem Alkoholkonsum sowie die Teilnahme an den empfohlenen Früherkennungsuntersuchungen. „Die beste Krebstherapie ist, ihn nicht zu bekommen“, unterstreicht Sevelda die Wichtigkeit der Vorsorge.
Die beste Krebstherapie ist, ihn nicht zu bekommen.
Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe
Neue Techniken und Unterstützung für Patienten
In der Versorgung habe es in den vergangenen Jahren bahnbrechende Innovationen gegeben, etwa 130 neue Medikamente in den vergangenen fünf Jahren, deren Wirksamkeit laufend kontrolliert wird. Ansgar Weltermann von der Krebshilfe nannte aber auch die Molekularpathologie, die nuklearmedizinische Diagnostik sowie die Roboterchirurgie. Zugleich bemüht man sich, den Kontakt zu den Patienten zu verbessern, die oft Schwierigkeiten haben, die schlechte Nachricht einer Krebsdiagnose zu „verdauen“ und die Ausführungen des Arztes so zu verstehen, um Therapieentscheidungen selbst zu treffen. Hier gibt es Trainer, die u.a. in die Spitäler gehen, um die Mediziner entsprechend zu schulen, berichtete Weltermann.
Augenmerk auf Forschung
Nicht zuletzt benötigt es Forschung, damit Innovation geschehen kann, unterstrich Armin Gerger, wissenschaftlicher Leiter des Krebsreports. So haben heimische Wissenschaftler 2021 die Summe der Originalarbeiten in onkologischen Fachjournalen auf 724 gesteigert (2020: 670).
Wie man generell im internationalen Vergleich bei der Versorgung dasteht, wurde im Report nicht erhoben. Vor einigen Jahren sei man bei derartigen Vergleichen aber immer im Spitzenfeld zu finden gewesen, betonte Sevelda, was zum Teil an der niederschwelligen Verfügbarkeit neuer Medikamente läge. Im onkologischen Bereich gebe es derzeit im Gegensatz zu Antibiotika auch keine Lieferengpässe.
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