Die Pandemie hat die Psyche von Kindern und Jugendlichen sehr belastet. Das zeigt eine Tiroler Studie. Demnach hat ein Drittel massive Probleme. Gleichzeitig fehlt es an Therapieplätzen. Um die Psyche der Kinder zu stärken, soll nun in der Schule „Nachhilfe“ gegeben werden.
Das Wort Resilienz ist seit der Pandemie den meisten ein Begriff. Diese besondere Kraft der Psyche, Belastungen auszuhalten, könnten Tirols Kinder ab der 4. Schulstufe ab Herbst in einem eigenen Schulfach erlernen. Das kündigte am Dienstag Kathrin Sevecke, Direktorin der Innsbrucker Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter, bei einem Fachkongress mit 350 Teilnehmern in Innsbruck an. Die Gespräche mit Land und Bildungsdirektion seien weit gediehen, erklärte Sevecke. Ob alle Schulen dabei sind, sei noch nicht geklärt. Für die Psychiaterin geht mit dem Projekt eine langjährige Forderung in Erfüllung. Denn es steht nicht gut um die Resilienz unserer Kinder.
Wir konnten eine Hochrisikogruppe von Kindern mit klinisch relevanten Ängsten und Traumasymptomen identifizieren, die spezielle Unterstützung brauchen.
Kathrin Sevecke, Direktorin der Innsbrucker Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter
Alarmierende Ergebnisse aus Tiroler Kinderstudie
Das bestätigt eine Studie mit knapp 4500 Teilnehmern in Tirol und Südtirol. Diese wurde am Beginn der Pandemie im April 2020 gestartet und ist nach vier Erhebungswellen jetzt fertig. Die Ergebnisse der Studie sind alarmierend. Demnach hat die Pandemie ein Drittel der Kinder so stark belastet, dass klinisch relevante Symptome wie Angststörungen oder Depressionen auftreten. „Das haben wir auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall gemerkt. Die Zahl der Akutaufnahmen ist in den letzten zwei Jahren um je 40 Prozent gestiegen“, berichtet Sevecke.
Es gibt überzeugende vorbeugende Ansätze, die Belastungsstörungen frühzeitig verhindern und die Sensibilität für die Bedürfnisse von Kindern stärken können.
Ann-Christin Jahnke-Majorkovits, klinische Psychologin
90 Kinder und Jugendliche warten auf Therapieplatz
Die Klinik-Direktorin mahnt mehr Therapieplätze ein. Knapp 40 stationäre gibt es in Tirol, doppelt so viele sollten es laut Experten sein. „Derzeit warten 90 Kinder und Jugendliche auf Aufnahme in Hall“, beschreibt Sevecke die Lage. Was noch fehlt: Psychotherapie auf Krankenschein und Home-Treatment, bei dem Kinder daheim betreut werden können.
In einem Teilbereich gelingt Home-Treatment mittlerweile. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie Hall bietet als erste Einrichtung dieser Art in Österreich für Eltern mit Kleinkindern videobasierte Analysen und Schulungen an, die die Eltern-Kind-Beziehung stärken. „So können Belastungsstörungen verhindert werden“, erklärt Projekt-Leiterin Ann-Christin Jahnke-Majorkovits .
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