Zahlreiche Verstöße
Faules Essen für die Armee? „Putins Koch“ verklagt
Als „Putins Koch“ ist der russische Unternehmer Jewgeni Prigoschin bekannt, weil seine Gastro-Firma das Moskauer Regime mit Essen beliefert. Weil der Gründer der Söldnergruppe Wagner die russische Armee mit schlechten, faulen und sogar infektiösen Lebensmitteln versorgt haben soll, wurde er vergangenes mehrere hundert Mal vom Verteidigungsministerium verklagt.
Prigoschins Unternehmen liefern nicht nur Lebensmittel, sondern bereiten auch Gerichte zu und liefern sie direkt an die Militäreinheiten. „Moshem Objasnit“ zufolge stellen Prüfer dabei „regelmäßig Verstöße“ fest. Dazu zählen etwa zu geringe Liefermengen, abgelaufene Produkte, oder der Austausch von Produkten durch Ersatz minderer Qualität. Auch seien Fäkalkeime in Lebensmitteln nachgewiesen worden, Köche würden ohne Gesundheitszeugnisse arbeiten oder es gebe Verstöße bei der Lagerung, zählt der unabhängige russische Telegram-Kanal „Moshem Objasnit“ (dt. „Wir können es erklären“) auf.
560 Klagen in einem Jahr
Seit dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine sind die logistischen Anforderungen an die Armeeversorger gestiegen. Daher wurden auch vermehrte Unregelmäßigkeiten entdeckt und entsprechend mehr Klagen bei Gerichten eingereicht. Ganze 560 Klagen hat die Beschaffungsabteilung des russischen Verteidigungsministeriums gegen Firmen von „Putins Koch“ im Jahr 2022 eingereicht, berichtet das Medium. Insgesamt werden mehr als 107 Millionen Rubel (rund 1,4 Mio. Euro) an Schadenersatz gefordert - eine Rekordanzahl an Klagen gegen einen Versorger in einem Jahr.
Es ist aber nicht das erste Mal, dass Prigoschins Firmen mit Beschwerden wegen der zweifelhaften Qualität ihrer Produkte konfrontiert sind. Im Jahr 2017 identifizierten Journalisten der Plattform „Projekt“ 22 Lebensmittelunternehmen, die zum Imperium von „Putins Koch“ gehörten. Sie liefern Essen an Kindergärten, Krankenhäuser und Rettungsdienste.
Plastik und Insekten im Essen
Auch hier wurden zahlreiche unappetitliche bis gesundheitsgefährdende Verstöße wegen Fremdkörpern im Essen gemeldet: Die Rede ist von menschlichen Haaren über Plastikteile bis hin zu Würmern und Kakerlaken. Wegen dermaßen infizierten oder verdorbenen Lebensmitteln erkrankten bereits Hunderte Feuerwehrleute, Soldaten oder Spitalspatienten, die von Prigoschin beliefert worden waren.
Massenausbruch der Ruhr
Für Aufsehen sorgte Ende 2018 der Massenausbruch der Ruhr in sieben Moskauer Kindergärten, 127 Menschen litten an der Durchfallerkrankung. Zurückzuführen war sie auf Hüttenkäse, der von einem der Unternehmen Prigoschins geliefert worden war.
Wegen all der Verstöße gegen Hygienevorschriften wurde laut „Projekt“ von verantwortlichen Firmen seit 2011 fast 11,7 Millionen Euro Schadenersatz verlangt. Allein 2020 betrugen die Schadenersatzforderungen mehr als 2,5 Mio. Euro - eine Rekordsumme. Trotz allem bekam Prigoschin weiterhin Aufträge für Lebensmittellieferungen.
Aufträge dank Nähe zu Putin
Die guten Beziehungen zu Putin und zum Kreml dürften dabei kein Hindernis sein: Schon vor Jahren deckte die russische Opposition auf, dass Prigoschin großteils ohne Ausschreibung Aufträge zur Verpflegung des Militärs bekam.
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