Ein Gesetzesentwurf lässt derzeit die Emotionen besorgter Bürger in Tschechien hochgehen, berichtet das Anti Atom Komitee in Freistadt. In einer Regierungssitzung wurde kürzlich ein „Verfahren zur Errichtung eines Endlagers“ beschlossen. „Die Entscheidungen, die derzeit in Prag getroffen werden, können auch Auswirkungen auf die Gesundheit der österreichischen Bevölkerung haben“, heißt es vom Komitee.
„Durch seine Atomkraftwerke ist die Republik Tschechien in einer Zwickmühle geraten: Die Halden an hochradioaktivem Atommüll wachsen stetig an“, zeigt Manfred Doppler vom Anti Atom Komitee auf: „Die spannende Frage der ,Entsorgung‘ kann durch eine EU-Verordnung aber nicht länger auf die lange Bank geschoben werden: In den Bedingungen der EU-Taxonomie (Liste der nachhaltigen Energieträger) ist festgelegt, dass die Atomreaktoren betreibenden Staaten ihre Atommüll-Endlager bis zum Jahr 2050 betriebsbereit haben müssen.“
80 bis 100 Tonnen radioaktiver Müll im Jahr
Weiters schildert das Anti Atom Komitee: „Gesucht wird eine geologische Formation, die für etwa eine Million Jahre stabil ist. Während die Plattform gegen das Atommüll-Endlager vor den Risiken geologischer Untersuchungen unter Zeitdruck warnt, möchte die Behörde für die Endlagerung radioaktiver Abfälle den endgültigen Standort des Endlagers bereits 2028 festgelegt haben. Es fallen 80 bis 100 Tonnen radioaktiven Abfalls an. Nicht einmalig, sondern Jahr für Jahr. Aus einem der folgenden vier Standorte werde die Regierung der Republik Tschechien bis 2028 ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll ernennen: Janoch (nahe Temelín, 48 km zur österreichischen Grenze), Horka bei Trebíc (45 km), Hrádek bei Jihlava (40 km) oder Brezový pottok bei Klattau (60 km zur bayerischen Grenze).“
In Gemeinden kippt die Stimmung offenbar
Die Haltung der tschechischen Bevölkerung gegenüber Atomkraft sei in weiten Teilen grundsätzlich positiv, vermerkt das Komitee: „In den als mögliche Endlager nominierten Gemeinden scheint die Stimmung allerdings gekippt zu sein. Durch die Grenznähe fühlen sich auch viele Österreicherinnen und Österreicher betroffen und wehren sich mit Unterschriftenlisten gegen die geplanten Atommüll-Endlagerstätten! 18.300 Unterschriften wurden Umweltministerin Leonore Gewessler während eines Lokalaugenscheins in Freistadt im September 2022 übergeben“ so Mag. Josef Engelmann vom Anti Atom Komitee.
Doppelte Gefahr aus Atomstaat Tschechien
„Während für die schwerwiegende Frage der Endlagerung keine beruhigende Lösung in Sicht ist, setzt die tschechische Regierung weitere beunruhigende Signale in Richtung Ausbau der Atomkraftwerke. Die Sicherheit der österreichischen Bevölkerung ist in Zukunft von oben und unten in Gefahr: Von oben durch die Gefahr von Fallout nach einem Atomunfall - und in Zukunft auch durch die Gefahr von kontaminiertem Wasser, das aus einem Atommüll-Endlager nach Österreich einsickern könnte“ fasst Manfred Doppler die Lage aus österreichischer Sicht abschließend zusammen.
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