Heeresexperte erklärt

Leopard 2: So setzt man den modernen Panzer ein

Ausland
27.01.2023 15:30

Wie groß, wie schwer und wie schnell der nun der Ukraine zugesagte Leopard-2-Kampfpanzer ist, darüber wurde in den vergangenen Tagen viel geschrieben (zuletzt etwa hier). Doch wie setzt man diese Hochleistungswaffe am besten am Gefechtsfeld ein? Das erklärt Brigadier Philipp Eder vom Österreichischen Bundesheer.

In den vergangenen Tagen sind wir alle aufgrund der Kampfpanzer-Zusage Deutschlands zu Leopard-2-Experten geworden: 120 mm Glattrohrkanone, bis zu 70 km/h Höchstgeschwindigkeit, stabilisierte Waffenanlage. Doch wie setzt man einen modernen Kampfpanzer auf dem Gefechtsfeld des 21. Jahrhunderts ein? Brigadier Philipp Eder, selbst gelernter Panzerkommandant auf dem mittlerweile ausgemusterten M60, klärt auf.

Wenn ein ukrainischer Panzerkommandant nun statt seines alten sowjetischen T-72 einen neuen westlichen Panzer bekommt, so wird dieser zuallererst einmal überlegen sein. Er kann weiter schießen, schneller fahren, ist stärker gepanzert und hat bessere Sensoren, um den Gegner zu erkennen. Doch an den Einsatzgrundsätzen ändert sich nichts:

Unterschied zwischen Defensive und Offensive
Bin ich in der Defensive, so halte ich meine Panzer in der Tiefe bereit, hinter den eigenen Linien. Setzt der Gegner an einer bestimmten Stelle zum Angriff an und will durchbrechen, so bin ich mit meinen mobilen Panzern rasch vor Ort und kann einen feindlichen Durchbruch verhindern. 
Bin ich in der Offensive, so kann ich im Verbund mit anderen Waffensystemen wie Luftunterstützung, Panzergrenadieren, Drohnenaufklärung oder Artillerie rasch große Gebietsteile einnehmen.

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„Orte finden, an denen Russen schwach verteidigen“ 
„Dabei nutzen Panzer möglichst viel Deckung aus, etwa Geländekanten oder Gebäude. Im offenen Gelände hilft ihnen ihre Geschwindigkeit. Nicht zu unterschätzen ist das psychologische Element: Fährt ein ganzes Panzerbataillon auf Verteidiger zu, so löst das etwas bei denen aus. Die Moral kann schnell zusammenbrechen. Was den Ukrainern zugutekommt, ist das überlegene Aufklärungsbild, das sie dank des Westens haben. Möglicherweise können sie, obwohl sie nur rund 100 Stück westliche Kampfpanzer geliefert bekommen, Schwergewichte auf Orte legen, an denen die Russen nur schwache Verteidigungskräfte haben.“

Brigadier Philipp Eder, Leiter der Abteilung Militärstrategie im Verteidigungsministerium (Bild: krone.tv)
Brigadier Philipp Eder, Leiter der Abteilung Militärstrategie im Verteidigungsministerium

Hoher Kraftstoffverbrauch
„Ein Nachteil entsteht für die Ukraine bei der Versorgung, da viele unterschiedliche Typen und Varianten an Kampfpanzern geliefert werden. Es gibt drei Versorgungsstränge: Treibstoff, Munition, Instandsetzung. Ein Leopard 2 braucht etwa 3,5 Liter Diesel. Pro Kilometer. Dieser muss per Tanklastwagen oder Lkw herbeigeführt werden. Bei Munition und Instandsetzung hängt es davon ab, welche Versorgungspakete der Westen den Panzern mitgibt. Eventuell benötigt man auch eigene Berge- und Brückenlegepanzer, da hier die vorhandenen Systeme aus Sowjetzeiten nicht ausreichen oder nicht kompatibel sind.“ 

(Bild: APA, Krone KREATIV)

Nicht zu 100 Prozent kompatibel
Ebenfalls nur eingeschränkt kompatibel sind die Systeme zum Datenaustausch zwischen den westlichen Kampfpanzern und deren Funkgeräte. Obwohl es eigentlich NATO-Standards gibt, haben sich nicht alle Länder daran gehalten, es gibt einen gewissen Wildwuchs. Außerdem müssen diese Systeme wiederum kompatibel mit den Funkgeräten der ukrainischen Armeeführung sein. Aber wenn die Ukrainer etwas können, dann: viele unterschiedliche Systeme zu integrieren. Das ist ihnen schon bei der Artillerie oder der Luftabwehr gelungen, bei der zahlreiche unterschiedliche Waffen aus unterschiedlichsten Ländern im Einsatz sind.“

Konter gegen die westlichen Kampfpanzer
Wie die Russen dagegenhalten werden? Für gewöhnlich mit ihrer Luftwaffe - die stellt die größte Bedrohung für Panzer dar. Doch von der haben wir bis jetzt wenig gesehen, weil Russland den Luftraum über der Ukraine nicht uneingeschränkt kontrolliert. Auch bei Drohnen, die gegen Panzer wirksam werden können, besteht auf russischer Seite eine Fähigkeitslücke. An vielen Stellen haben sich die Russen eingegraben. Für Verteidiger entsteht hier ein Vorteil, weil sie Panzerabwehrlenkwaffen einsetzen können. Von den neuesten russischen Panzern wie dem T-14 als Mittel gegen Leopard 2 & Co. ist derzeit nicht viel zu halten. Es sind noch sehr unausgereifte Systeme, ihre Stückzahl ist stark begrenzt.“

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