Quälten drei Frauen und ein Mann die wehrlosen Bewohner eines Pflegeheimes im Bezirk Tulln in der Corona-Pandemie grausam? Im Prozess muss sich das Quartett den schlimmen Vorwürfen der Staatsanwaltschaft stellen. Am Mittwoch und am Donnerstag wurden die Beschuldigten befragt.
Die Schilderungen der Anklage lesen sich wie das Drehbuch für einen Horrorfilm. Drei Frauen (33, 39 und 45 Jahre alt) und ein 36-jähriger Mann sollen im ersten Pandemiejahr von März 2020 bis März 2021 als Pfleger im Pflegeheim Sitzenberg-Reidling (Niederösterreich) mehrere Bewohner massiv misshandelt haben.
Die Vorwürfe wiegen schwer: So habe das Quartett, laut Staatsanwaltschaft, Patienten gestoßen, bespuckt, beschimpft und ihnen zu wenig Essen gegeben.
Schwierige Patienten „ruhiggestellt“
Und es wird noch schlimmer: Laut Anklage sollen sie Bewohner geschlagen, mit den Fingern gegen die Genitalien geschnippt oder den Duschschlauch in den After eingeführt und das Wasser aufgedreht haben. Schwierige Patienten seien medikamentös „ruhiggestellt“ worden.
Zwei Kolleginnen deckten die Missstände auf
Alle vier Angeklagten bekannten sich zum Prozessstart im Landesgericht St. Pölten nicht schuldig. „Stimmt alles nicht“, erklärten sie. Sichergestellte Chats der Beschuldigten zeichnen ein anderes Bild. Sie hätten zum Frustabbau „lauter Blödsinn“ geschrieben, beschwichtigt die Zweitangeklagte. Aufgeflogen ist alles durch die Anzeige zweier Kolleginnen.
Die vier wurden umgehend suspendiert. SeneCura informierte die Staatsanwaltschaft.
Es drohen bis zu zehn Jahre Haft
Am Donnerstag wurde der Prozess mit der Befragung der Beschuldigten fortgesetzt. Im Fall einer Verurteilung drohen den Angeklagten bis zu zehn Jahre Haft.
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