Mozartwoche

Uraufführung und Marionetten mit Botschaft

Salzburg
27.01.2023 18:30

Mozart for Future! Mit einem selbst konzipierten Singspiel macht Tenor Paul Schweinester Wolfgang Amadeus zum Umweltaktivisten und gibt sein Regiedebüt bei der Mozartwoche.

Dass Sänger sich irgendwann einmal an die Regie wagen, ist soweit nicht ungewöhnlich. Festivalchef Rolando Villazon ist das beste Beispiel, ihm gelang 2011 mit Massenets „Werther“ der Sprung auf den Regiestuhl, auf dem er seit dem immer wieder Platz nimmt (aktuell beispielsweise beim halbszenischen „Don Giovanni“ bei der Mozartwoche). Eine derartige Produktion war keine Option für Paul Schweinester: „Da hätte ich mich nur mit anderen Großen und deren Inszenierungen verglichen und als Kreierender darf ich das Stück mal so hinstellen und es gibt keinen Vergleich.“ So entstand also die Idee für etwas eigenes, für „Der alte Baum. Oder: Franzis Reise zum Ende der Welt“, dessen Uraufführung am Samstag ansteht.

Neo-Regisseur bittet zum Interview in den O-Bus
Völlige Freiheit, das ist Paul Schweinester wichtig, genauso wie das Thema Natur und deren Rettung. Ein Grund, warum er zum Interview auch in den O-Bus gebeten hat – und, weil die Zeit drängt, denn für die Proben in Salzburg sind insgesamt nur drei Wochen angesetzt.

Auf dem Weg zum Marionettentheater erzählt der Tenor außerdem, warum er sich mit der Rolle der Franzi für eine junge Heldin entschieden hat. Klar, Greta Thunberg sei die Heldin der aktuellen Umweltschutzbewegung, andererseits habe er selbst als Kind nur männliche Vorbilder gehabt. Und so macht sich in seinem Märchen nun also eine junge Frau auf den Weg, um den letzten lebendigen Baum Arbolo zu finden und ihn um Holz zu bitten, denn Franzi ist auch in der Geschichte eine Marionette.

Tenor Paul Schweinester (li.) und Philippe Brunner (re.), der künstlerischer Direktor des Marionettentheaters, freuen sich auf die Uraufführung von „Der alte Baum“.
 (Bild: Wolfgang Lienbacher/Bernhard Müller)
Tenor Paul Schweinester (li.) und Philippe Brunner (re.), der künstlerischer Direktor des Marionettentheaters, freuen sich auf die Uraufführung von „Der alte Baum“.

Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit sind nicht nur Thema des Märchens. Die ganze Produktion hat sich, wo es nur geht, der Nachhaltigkeit verschrieben. Deswegen kommen Franzi und ihre Bühnenpartner alle aus der Region, eventuell sogar aus dem selben Baum. „Es ist sehr schön, dass wir mit regionalen Holzunternehmen zusammenarbeiten und man uns heimisches Zirbenholz zur Verfügung gestellt hat“, schwärmt Philippe Brunner, der Künstlerische Direktor des Marionettentheaters und erzählt weiter: „ Unser Kostümschneider Edouard hat sogar versucht, die Stoffe mit Lebensmitteln wie Rote Beete oder Zwiebel zu färben. Leider hatte das nicht den farblich notwendigen Effekt. Aber wir versuchen so etwas in Zukunft auf jeden Fall öfter einfließen zu lassen.“ Die Message des Märchens ist also zumindest beim Produktionsteam schon in Fleisch und Blut übergegangen.

Mozarts Meinung zum Umweltaktivismus
Und wie wird jetzt der gute Mozart zum Umweltaktivisten? „Der hätte sicher eine Meinung zu dem Thema und würde sie bestimmt humoristisch ausdrücken. Wenn er noch leben würde, dann würde er bestimmt sagen, dass seine Musik klimaneutral ist“, scherzt Schweinester, als würde er gerade von einem guten Freund sprechen. „Mich hat von Anfang dieser Bezug zwischen Mozart und einem zeitgenössischen Thema fasziniert. Die Musik kann für Kenner dadurch in einem ganz anderen Blickwinkel erscheinen. Wir variieren ja auch ein bisschen und arbeiten an Mozarts Texten“, ergänzt Brunner.

Tatsächlich hält sich die Musikliste an die Festivalvorgabe, nur Werke Mozarts zu verwenden. Die eine oder andere arrangierte Überraschung wird es trotzdem geben, denn nicht nur inhaltlich wird Franzis Reise auch nach Südamerika führen, so viel sei verraten.

Nicht mit erhobenem Zeigefinger dastehen
All die Liebe zum Detail und zur Musik Mozarts soll für das kleine und große Publikum vor allem ein Gemeinschaftserlebnis werden.

 „Wir wollen nicht mit erhobenem Zeigefinger dastehen. Wir wollen, dass die Leute berührt sind und dann vielleicht auch selber einen Schritt tun. Unser Wunsch ist es zu sagen, dass wir gemeinsam etwas Gutes schaffen können, probieren wir es einfach einmal aus“, sind sich Regisseur und Dramaturg einig.

Larissa Schütz 

Porträt von Salzburg-Krone
Salzburg-Krone
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