Tag des Blindenhundes

Forscher entwickeln das perfekte Brustgeschirr

Tierecke
29.01.2023 06:46

Die perfekte Passform eines Führgeschirrs ist für die erfolgreiche Kommunikation zwischen Blindenführhund und Halter unerlässlich. Ein Forschungsprojekt aus Wien rückt dieses spezielle Geschirr in den Mittelpunkt und plant, mit einem aufwendigen Kamerasystem präzise Bewegungsanalysen durchzuführen.

Nero blickt sich neugierig im Bewegungsanalyselabor um und schnüffelt am schwarzen Gummiuntergrund, in den - kaum sichtbar - eine etwa zwei Meter lange Messplatte eingelassen ist. Der fast sechsjährige Labrador ist staatlich anerkannter Assistenzhund und einer von rund 120 Blindenführhunden in Österreich, der blinden Menschen Augen leiht.

Eingespielte Partner
In seinem Fall hilft er dem blinden Niederösterreicher Andreas Leimer. Zusammen sind die beiden ein unschlagbares Team. Gerade ist Nero nicht im Dienst, sein Führgeschirr trägt Andreas Leimer in der Hand. Um seinen Halter sicher durch den Alltag zu lenken - sei es auf dem Weg zur Arbeit nach Wien, beim Einkaufen oder für Arzttermine - trägt Nero statt einer Leine dieses spezielle Geschirr mit einem Bügel. Dieser macht jede Bewegung des Hundes mit und übermittelt so die entscheidenden Informationen direkt an Andreas Leimer.

Mensch und Tier als Einheit
Die Veterinärmedizinische Universität Wien konnte bereits in wissenschaftlichen Studien zeigen, welchen Zugkräften Blindenführhunde wie Nero im Arbeitseinsatz ausgesetzt sind. Um seinem blinden Halter sicher durch die Stadt und ihre Hindernisse zu bringen, muss Nero immer etwas „auf Zug“ gehen. Der Vierbeiner hat das volle Vertrauen seines blinden Halters.

Felliger Begleiter mit viel Empathie
Er zeigt Hindernisse mit Stolpergefahr wie Stufen oder Gehsteigkanten an und warnt vor Abgründen wie am U-Bahnsteig oder am Bahnhof. Das Führen von blinden oder hochgradig sehbehinderten Menschen ist jedoch immer mit einer gewissen Druckbelastung auf den Hund verbunden. Zusätzlich kommt eine gewisse einseitige Belastungssituation dazu, da Blindenführhunde meistens links vor dem blinden Menschen gehen.

Fakten

Grundsätzlich werden drei Gruppen von Hunden zusammengefasst:

  • Blindenführhunde: unterstützen blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen
  • Signalhunde: unterstützen Menschen mit Hörbehinderung und Menschen mit chronischen Erkrankungen wie beispielsweise Epilepsie, Diabetes oder neurologischen Krankheiten
  • Servicehunde: unterstützen im Bereich der Mobilität Menschen mit Behinderung, wie beispielsweise Rollstuhlfahrer:innen  

Ein neues Kamerasystem für Bewegungsanalysen
Das speziell ausgestattete Labor befindet sich in der Ambulanz für Physikalische Medizin und Rehabilitation, wo das Forschungsteam aus Veterinärmedizinern die Bewegungen der Blindenführhunde ganz genau unter die Lupe nimmt. Anhand einer Druckmessplatte untersuchen sie beispielsweise, wie ein Geschirr die Gewichtsbelastung der Beine oder die Schrittlänge verändert. Mit einem speziellen Kamerasystem und eigens entwickelter Software rücken vor allem die Gelenksbewegungen der Vierbeiner in den Fokus der Forscher.

Individuelle Anpassung
Von diesen Untersuchungen sollen zukünftig nicht nur Blindenführhunde profitieren, sondern sämtliche Vierbeiner, da die Bewegungsanalyse auch bei Routineuntersuchungen zum Einsatz kommen könnte. Probleme im Bewegungsapparat von Hunden können so schon frühzeitig entdeckt werden. Erklärtes Ziel ist, ein Führgeschirr zu entwickeln, das auf jeden Blindenführhund individuell anpassbar ist. Die Arbeit der Forscher leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Tiergesundheit, da durch diese Präventionsmaßnahme unnötige Schmerzen vermieden werden. 

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