Die Auflassung des Pannenstreifens zu Stoßzeiten als Alternative zum abgesagten Ausbau der A 9: dies fordert jetzt eine steirische Initiative von der Politik.
Groß war die Enttäuschung bei Wirtschaftstreibenden und Pendlern, als die grüne Verkehrsministerin Leonore Gewessler den Ausbau der A 9 auf drei Spuren südlich von Graz stoppte. Dies war im November 2021.
Unzählige Expertengespräche später zaubert die steirische Pendlerinitiative rund um Obmann Peter Amreich nun eine spannende Kompromisslösung aus dem Hut: Um die Strecke zwischen Wildonerberg und Graz zu entlasten, wird die Auflassung des Pannenstreifens angedacht.
Pendlerinitiative als Ideengeber
„Diese Maßnahme wäre rasch und kostengünstig umsetzbar - und vor allem müsste kein Boden versiegelt werden“, sagt Walter Semlitsch, Pendlersprecher der Region Südsteiermark.
Tatsächlich wurde diese Maßnahme zur Stauvermeidung schon einmal in Österreich angewandt: und zwar 2018 auf der A 4/Ost-Autobahn zwischen der Auffahrt Simmeringer Haide und dem Knoten Schwechat in Richtung Ungarn.
Die rechtlichen Weichenstellungen wurden gemacht, jetzt geht es um die Umsetzung. Wenn schon kein Ausbau, dann wenigstens eine temporäre dritte Fahrspur
Peter Amreich, Obmann der steirischen Pendlerinitiative
Die damalige Bilanz fiel zufriedenstellend aus: Laut Asfinag sorgte die „dritte“ Fahrspur für flüssigeren Verkehr, die Durchschnittsgeschwindigkeit der Pkw war höher, Unfälle blieben aus, und auch die neue Technik und Sensorik funktionierten fehlerlos.
„Beste Kosten-Nutzen-Rechnung“
Was aber sagen steirische Kenner der Materie heute zu diesem Vorstoß? „Ich halte die Idee für sehr gut“, meint etwa Martijn Kiers, Verkehrs- und Raumplanungsexperte der FH Joanneum. „In meiner Heimat, den Niederlanden, haben wir bereits 1998 den ersten Pannenstreifen auf einer Autobahn geöffnet, heute sind es mehr als 40.“
Es geht ja nur um ein paar Stau-Stunden pro Woche - dafür muss man keinen dritten Streifen bauen. Das wäre eine kostengünstige und sichere Methode, um den Abschnitt zu entlasten.
Martijn Kiers
Eines wäre jedoch von zentraler Bedeutung: „Die Extrakapazität darf wirklich nur dann, wenn es sich staut, frei gemacht werden“, betont der Fachmann. Würde man den zusätzlichen Streifen gemeingültig öffnen, würde man binnen kürzester Zeit wieder in der selben Situation feststecken: „Mehr Platz generiert mehr Verkehr“.
Die Vermeidung des Verkehrs oder eine Verlagerung auf Öffis wäre natürlich noch besser. Die drittbeste Lösung ist eine Verbesserung der Situation, was etwa durch Öffnung des Pannenstreifens gelingen kann.
Martijn Kiers, Verkehrsexperte der FH Joanneum
Vorbild Slowenien
Die notwendige gesetzliche Weichenstellung erfolgte durch die 29. StVO-Novelle, Vorbilder gibt es auch im benachbarten Ausland: „In Slowenien fahren die Speditionen auf der dritten Spur vom Hafen in Koper über Triest bis an die österreichische Grenze durch - also warum sollte das bei uns nicht auch gehen?“, hofft Amreich auf eine baldige Zusage der Politik.
Ein Erklärvideo finden Sie hier.
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