Winterwonderland statt Produktionsausfall: Während Toyota im Heimatland Japan wegen starker Schneefälle alle 14 Werke schließen musste, war die weiße Pracht andernorts höchst willkommen: Der weltgrößte Autohersteller schickte die brandneue GR-Sport-Version des SUVs RAV4 über verschneite Straßen und Pisten in und um Luleå in Nordschweden, um sie Journalisten zu präsentieren.
Es bräuchte 40 Schlittenhunde, um einen auf Kufen gestellten RAV4-Plug-in-Hybrid samt Fahrer zu ziehen (DIN-Leergewicht 1930 kg). Theoretisch, denn in der Praxis werden selbst im Sport nicht mehr als 18 Tiere vorgespannt, und das ist schon der Extremfall, wie mir unser „Musher“ (Hundeschlittenführer) erklärt. Jeder Hund ist mit 50 kg Zuggewicht kalkuliert, neun von ihnen bringen uns zu viert über den zugefrorenen Bottnischen Meerbusen zu unseren Testfahrzeugen.
Wir steigen um und starten unsere Testroute. Leiser als von Huskys gezogen kommen wir vorwärts, das schnell liebgewonnene Kläffen der Zugtiere noch in den Ohren. Als wir mit den Autos übers Eis fahren, sind wir nicht einmal viel schneller als per Schlitten, 30 km/h ist das Tempolimit (die Hunde zogen uns mit knapp 20 km/h). Dabei stoßen wir aber wohl lokal noch weniger CO2 aus, denn wir sind zunächst elektrisch unterwegs. Der RAV4 hat als Plug-in-Hybrid dank 18,1-kWh-Li-Ion-Akku eine elektrische WLTP-Reichweite von 75 Kilometer, sein Kauf wird in Österreich also mit 2750 Euro gefördert (dank eines Tricks beim Preis auch der GR Sport).
Auch später, als wir im Hybridmodus dahingleiten, ist das Fahrgeräusch nicht wesentlich lauter, denn der 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner ist so gut gedämmt, dass er auch unter Last nicht auffällt. Da passt charakterlich auch das stufenlose Planetenradgetriebe wunderbar dazu, das nicht mit lästigem Aufheulen nervt. Das Fahrerlebnis ist schlichtweg ein entspannendes.
Entspannung statt Sport
Diesen Eindruck trägt auch das Fahrwerk mit, denn es bügelt selbst das teilweise waschbrettartige Eis auf den Straßen erstaunlich gut weg - und das, obwohl es beim GR Sport eigens härter abgestimmt wurde. Das Handling präsentiert sich im Vergleich zur Standardversion verbessert, die Lenkung vermittelt ein feines Gefühl für die Straße und dadurch Sicherheit in vereisten Kurven, die wir auf Spike-Reifen zügig durcheilen.
Der Toyota RAV4 mit der Bezeichnung GR Sport ist dennoch kein wirklich sportliches Fahrzeug vom Schlag eines GR 86, eines GR Supra oder eines GR Yaris, da darf man sich nicht täuschen. Es ist einfach eine Ausstattungslinie, die sportliche Details umfasst wie etwa Sportsitze (aus Ultrasuede und Textilleder), speziell gestaltete Stoßfänger, schwarze Radläufe und Seitenleisten oder entsprechende Plaketten, die insgesamt für einen minimal wilderen Auftritt sorgen. Dazu kommen schwarze 19-Zoll-Alufelgen mit fünf Doppelspeichen und Nadelstreifendesign. „Der RAV4 streift den Trainingsanzug über“, nennt man das bei Toyota.
Plug-in-Hybrid und Vollhybrid zur Wahl
Der RAV4 stürmt bei Bedarf ebenso begeistert wie Schlittenhunde, wenn der Musher die Bremskrallen aus dem Eis nimmt. Eine Systemleistung von 306 PS ermöglicht den Standardsprint in 6,0 Sekunden, bei einem Höchsttempo von 180 km/h wird abgeregelt. Der 185-PS-Verbenner arbeitet mit zwei Elektromotoren zusammen, der vordere 182 PS, der hintere 54 PS stark. Letzterer macht den Wagen zum Allradler.
Alternativ bietet Toyota den RAV4 auch als Vollhybrid ohne Ladestecker an, und zwar wahlweise als Fronttriebler oder mit Allradantrieb. Der Antrieb des Allradlers ist im Prinzip aufgebaut wie der des PHEV, die vorderen Motoren sind aber schwächer: Verbrenner 178 PS, E-Motor 120 PS, was in einer Systemleistung von 222 PS resultiert. Die Fronantriebsversion verzichtet auf den 54-PS-E-Motor an der Hinterachse und kommt auf eine Systemleistung von 218 PS. Die beiden sind je nach Variante rund 300 kg leichter als der Plug-in und schaffen den Sprint in gut acht Sekunden.
Modernisierter Innenraum
Die Sportsitze im GR Sport taugen gut für die Reise und überhaupt ist das Platzangebot in dem 4,60 Meter langen Auto ansprechend. Auch auf der Rückbank kann man es sich als groß Gewachsener bequem machen (Radstand: 2,69 Meter). In den Kofferraum passen beim Plug-in-Hybrid 520/1604 Liter, beim Vollhybrid 580/1690 Liter.
Die Materialauswahl geht in Ordnung, die Gestaltung wirkt trotz sportlicher Akzente etwas konservativ. Das Kombiinstrument ist neuerdings (nicht nur beim GR Sport) ein Display mit verschiedenen Ansichten, beim PHEV schon in der Basis 12,3 Zoll groß. Der zentrale Touchscreen wuchs auf 10,5 Zoll, die cloudbasierte Navigation ist mit dabei. GR Sport markiert die Topausstattung und umfasst u.a. erweiterte Assistenzsysteme, 360-Grad-Kamera, Lenkradheizung, Head-up-Display, JBL-Soundsystem, beheizte Scheibenwaschdüsen und elektrische Memorysitze.
Die Preise
Der Toyota RAV4 GR Sport als Plug-in-Hybrid steht nicht als Sportmodell in der Preisliste - es gibt generell nur das Ausstattungsniveau „Active“. Dazu kann man dann ein Ausstattungspaket mitbestellen, zum Beispiel „GR Sport“. Hintergrund ist, dass der Basispreis ausschlaggebend dafür ist, ob ein PHEV gefördert wird - und der GR Sport läge mit insgesamt 62.990 Euro über der Grenze. Der Basispreis liegt bei 54.990 Euro.
Beim Vollhybrid ist es anders, hier gibt es insgesamt sieben verschiedene Ausstattungsniveaus, von City (nur für den Fronttriebler, 40.190 Euro) über Active bis GR Sport (nur Allradler, 56.990 Euro).
Fahrzit
Der Toyota RAV4 ist auch als GR Sport ein ebenso unauffälliger wie unaufgeregter Begleiter, der zum Gleiten statt zum Rasen animiert. Sportabzeichen hin oder her. Abgesehen von einem durch die Bezeichnung in Aussicht gestellten Adrenalinstoß bleiben Ausstattungsmäßig keine Wünsche offen. Im Kofferraum gehen sich wohl zwei Schlittenhunde aus - der Schlitten muss dann halt auf den Anhänger (Anhängelast: Fronttriebler: 800 kg; Hybrid-Allradler: 1650 kg; PHEV: 1500 kg).
Warum?
Trotz Sportabzeichen entspannte Freude im PHEV
Komfortables, aber präzises Fahrverhalten
Top Ausstattung
Warum nicht?
Keine echte Sportversion
Oder vielleicht …
… Audi Q5, Kia Sportage, Hyundai Santa Fe, Mercedes GLB, Volvo XC 40
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